Guatemalas Flagge Guatemala

Manuel Estrada[ © Wikimedia, gemeinfrei ]
Manuel Estrada

Geschichte Guatemalas vom 20. Jahrhundert bis heute

Der längste Regent: Manuel Estrada (1898-1920)

Besonders lang regierte Manuel Estrada, nämlich 22 Jahre lang. Unter ihm nahm die Wirtschaft einen Aufschwung. Große Kaffee- und Bananenplantagen wurden angelegt. Erheblich am Aufschwung beteiligt waren Unternehmen aus den USA, insbesondere die United Fruit Company (heute Chiquita).

Estrada vergab großzügig Land und gewährte den Firmen große Steuernachlässe. Zum Ende seiner Regierungszeit und danach kam es erneut zu Streitigkeiten der verschiedenen Lager. Es kam zu mehreren Umstürzen und vielen kurzen Präsidentschaften.

Jorge Ubico 1930[ © Wikimedia, gemeinfrei ]
Jorge Ubico 1930

Diktatur von Jorge Ubico (1931-1944)

1931 kam Jorge Ubico an die Macht. Zwar kam er per Wahl ins Amt, errichtete aber eine Diktatur. Politische Gegner wurden verfolgt und ermordet, es gab keine Wahlen mehr, es waren keine Parteien zugelassen. Besonders brutal wurden die Indigenen unterdrückt. Sie mussten Zwangsarbeit für die Großgrundbesitzer leisten. Ab 1936 wurden sie vermehrt enteignet. Man nahm also den Indios, die Land besaßen, dieses weg. Nur 2 Prozent der Bevölkerung waren Großgrundbesitzer, doch ihnen gehörte 70 Prozent des Landes.

1944 kam es im Volk zu Protesten und schließlich zu einem Generalstreik. Jorge Ubico wurde gestürzt. Eine Militärjunta und Federico Ponce Vaidez folgten ihm, doch die "Oktoberrevolution" beendete 1944 diese Zeit der Diktaturen.

Arévalo und Árbenz: ein Jahrzehnt Demokratie (1944-1954)

Unter den Präsidenten Arévalo und Árbenz wurden zahlreiche Reformen durchgeführt oder zumindest begonnen. Man nennt ihre Regierungszeit auch das demokratische Jahrzehnt. Árbenz begann, von der United Fruit Company ungenutztes Land an arme Bauern zu verteilen.

Jacobo Árbenz 1950[ © Wikimedia, gemeinfrei ]
Jacobo Árbenz 1950

Operation SUCCESS (1954)

Auf Betreiben der USA wurde Árbenz im Juni 1954 bei einem Putsch gestürzt. Dieser Putsch wurde von dem 1949 gegründeten Geheimdienst der USA (CIA) durchgeführt und Operation SUCCESS (Operation Erfolg) genannt. Die USA wollten damit eine "kommunistische Bedrohung" verhindern – der Kalte Krieg war zu diesem Zeitpunkt in vollem Gang. Árbenz war allerdings gar kein Kommunist, sondern kam aus dem bürgerlich-konservativen Lager. 400 ausgebildete Kämpfer unter der Führung von Carlos Castillo Armas drangen ins Land ein und besetzten es.

Von Arman bis Ydígoras (1954-1963)

Carlos Castillo Armas nahm Árbenz' Platz ein. Alle bisher durchgeführten Reformen wurden rückgängig gemacht. Nach seiner Ermordung 1957 wechselten sich mehrere rechtsgerichtete Militärdiktaturen ab. 1958 wurde Miguel Ydígoras Präsident. Nach wie vor unterstützte die CIA die Regierungen in Guatemala.

Desaparecidos

Politische Gegner ließ man im Bürgerkrieg "verschwinden": Sie wurden verhaftet oder entführt, gefoltert und getötet. Die Familien der Opfer ließ man im Unklaren, wo ihre Lieben hin "verschwunden" waren. Auf Spanisch nennt man diese Menschen auch Desaparecidos, die Verschwundenen.
Der brasilianische Cartoonist Carlos Latuff erinnert mit dieser Zeichnung an alle Desaparecidos.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]
Tribut an die Desaparecidos

Bürgerkrieg (1960-1996)

Während der Präsidentschaft von Miguel Ydígoras begann der "Bürgerkrieg" in Guatemala. Vier linke Organisationen von Guerilleros kämpften gegen die guatemaltekische Regierung, die dafür neben ihren Soldaten auch paramilitärische Gruppen einsetzte und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen beging. Die Guerilla wurde von Kuba unterstützt, die Regierung von der CIA. 1982 schlossen sich die vier Guerilla-Gruppen zusammen.

Mindestens 140.000 Menschen starben, viele Menschen flohen in die Nachbarländer. Die überwiegende Mehrheit der Opfer, man schätzt 83 Prozent, waren Angehörige von Maya-Völkern, die insbesondere in den 1980er Jahren in blutigen Massakern ermordet wurden, weil sie verdächtigt wurden, die Rebellen zu unterstützen. Ganze Landstriche wurden bombardiert.

Álvaro Arzú Irigoyen war Präsient von Guatemala 1996 bis 2000.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]
Álvaro Arzú Irigoyen

Ende des Bürgerkriegs (1996)

Ab 1986 kam es erstmals zu Friedensgesprächen mit den Rebellen, die zunächst alle scheiterten. Unter den Präsidenten Ramiro de León Carpio und Álvaro Arzú Irigoyen waren sie 1996 aber schließlich erfolgreich, nachdem diesmal u.a. die Vereinten Nationen (UN) daran beteiligt waren. Die paramilitärischen Gruppen wurden entwaffnet, der Bürgerkrieg beendet.

Jimmy Morales Cabrera war von 2016 bis Anfang 2020 Präsident von Guatemala.[ © Wikimedia, gemeinfrei ]
Jimmy Morales Cabrera

Im 21. Jahrhundert

Mit dem Ende des Bürgerkriegs setzte die Demokratisierung des Landes ein. Korruption und Konflikte um Land  sowie ein Drogenkrieg verursachen in Guatemala aber nach wie vor große Probleme. Die Parteienlandschaft ist nicht sehr stabil, viele gibt es nur kurz, ehe sie sich wieder auflösen.

Ab 2000 war der Christdemokrat Alfonso Portillo Präsident, ihm folgte von 2004 bis 2008 der Konservative Óscar Berger. Im Jahr 2005 trafen Ausläufer des Hurrikans Stan Guatemala schwer. 2008 bis 2012 war Álvaro Caballeros Präsident. Er gehört der UNBE an, einer sozialdemokratischen Partei.

2012 wurde Otto Pérez Molina Präsident. Er gehört der Partei GANA an (Große Nationale Allianz), einer konservativen Partei. Pérez Molina wird beschuldigt, als General an Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkriegs beteiligt zu sein. Im September 2015 erklärte er seinen Rücktritt. Seit Januar 2016 war Jimmy Morales Cabrera Präsident des Landes. Die Präsidentschaftswahlen 2019 gewann Alejandro Giammatei, der Kandidat der konservativen Vamos-Partei.

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letzte Aktualisierung am 16.04.2020