Uruguays Flagge Uruguay

Geschichte von Uruguay vom 19. Jahrhundert bis heute

Ausrottung der indigenen Bevölkerung

Durch von Europäern eingeschleppte Krankheiten war die Anzahl derjenigen, die zu den indigenen Völkern in Uruguay gehörten, schon stark gesunken. Die überlebenden Indios wurden gezwungen für die Spanier zu arbeiten. Sie wehrten sich immer wieder gegen die spanischen Eroberer und überfielen Landgüter.

1831 stellte man ihnen eine Falle und lud sie zu einem Gespräch in die Stadt Salsipuedes ein. Hunderte Indigene wurden dort bei einem Massaker getötet. Um 1850 gab es so gut wie keine Indios mehr in Uruguay. Vier Charrúas nahm man gefangen und brachte sie als "Ausstellungsstücke" nach Paris, wo sie als die "letzten Charrúas" im Zirkus gezeigt wurden.

Bürgerkriege in Uruguay: Colorados gegen Blancos

Zwei Parteien standen sich mit der Unabhängigkeit in Uruguay unversöhnlich gegenüber. Die liberale Partei der Colorados stellte den ersten Präsidenten Uruguays, José Fructuoso Rivera. Sein Widersacher war Manuel Oribe, Anführer der konservativeren Partido Blanco ("Weiße Partei", heute Partido Nacional).

Manuel Oribe wurde 1835 zweiter Präsident des Landes, dann aber 1838 von Fructuoso Rivera gestürzt. Der "Große Krieg" begann. Oribe ging ins Exil, kehrte aber 1843 zurück und belagerte neun Jahre lang Montevideo. Mit Hilfe von England und Frankreich gelang es schließlich, Oribe zur Aufgabe zu zwingen.

Die Machtkämpfe beider Lager aber gingen weiter. Auch Argentinien, Brasilien und Paraguay wurden immer wieder in diese Auseinandersetzungen hineingezogen.

1870 kam es schließlich zu einem weitgehenden Friedensschluss durch die Aufteilung der Interessensgebiete: Die Küste unterstand den Colorados, das Hinterland den Blancos.

Einwanderer in Uruguay

Ab etwa 1870 kam es zu einer hohen Zahl an Einwanderern, ähnlich wie in Argentinien. Vor allem Spanier und Italiener drängten ins Land.

Die Bevölkerung wuchs stark und die Wirtschaft nahm einen Aufschwung. Eisenbahnlinien entstanden. Vor allem Rinder und Schafe wurden gezüchtet und (lebend) exportiert.

Das 20. Jahrhundert in Uruguay

Um die Jahrhundertwende folgten ab 1897 erneut unruhige Jahre mit Putschversuchen und brutalen Kämpfen. José Batlle y Ordóñez brachte 1903 demokratische Strukturen und schuf in seiner zweiten Amtszeit ab 1911 einen Sozialstaat mit 8-Stunden-Tag, Rentenversicherung und vielem mehr. Es gab Schulpflicht und Pressefreiheit – Uruguay war einer der modernsten Staaten in Südamerika.

Tiefkühlfleisch bringt wirtschaftliche Blüte

Wirtschaftlich boten sich völlig neue Möglichkeiten, als man Fleisch tiefgekühlt verschicken konnte. 1905 war es soweit: Die erste Ladung gefrorenes Rindfleisch verließ Montevideo Richtung London. Uruguays Wirtschaft blühte weiter auf.

1930er Jahre: Diktatur von Terra

Die Weltwirtschaftskrise 1929 traf Uruguay hart. Der 1931 gewählte Präsident Gabriel Terra erklärte sich nach einem Putsch 1933 zum Diktator und herrschte brutal. Politische Gegner wurden verhaftet, die Presse zensiert.

Die Wahlen von 1938 brachten Alfredo Baldomir ins Amt des Präsidenten. Er und sein Nachfolger Amézaga (1943-1947) brachten die Demokratie zurück. Auch wirtschaftlich kam es in den 1950er Jahren zur Erholung und einem erneuten starken Aufschwung.

Tupamaros

Die Guerillagruppe der Tupamaros benannte sich nach dem peruanischen Indio und Rebellen Tupac Amaru II., der sich wiederum nach dem letzten Inkaherrscher Tupac Amaru den Namen gab. In der Bundesrepublik gab es ab 1969 ebenfalls Gruppen, die sich Tupamaros nannten und die Stadtguerilla in Uruguay als ihr Vorbild ansah.

Einbruch der Wirtschaft, Verfall der Demokratie und die Tupamaros (1960er Jahre)

Doch 1959 brach die Wirtschaft wieder ein. Landwirtschaftliche Produkte konnten nicht mehr so gut verkauft werden. Viele Menschen wurden arbeitslos. Die wirtschaftlichen Probleme führten zur Gründung einer Guerillagruppe, den Tupamaros.

Sie waren eine Stadtguerilla und kämpften also aus der Stadt heraus gegen den Staat (und nicht aus dem Hinterland). Sie überfielen zunächst Banken und verteilten das Geld an die Armen. Später entführten sie auch Politiker und begingen terroristische Anschläge. 1968 wurde der Notstand erklärt, 1972 die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt. Es kam zu zahlreichen Streiks. Viele Tupamaros wurden verhaftet.

Militärdiktatur in Uruguay (1973-1985)

Im Juni 1973 löste Uruguays Präsident Juan María Bordaberry das Parlament auf und regierte nun mit Unterstützung des Militärs. Zwölf Jahre währte die nun folgende Militärdiktatur. Bordaberry selbst wurde 1976 vom Militär entmachtet.

Parteien wurden verboten, politische Gegner verhaftet oder "verschwanden". Viele Uruguayer verließen das Land. Massive Proteste und ein Generalstreik führten 1985 dazu, dass erstmals wieder freie Wahlen stattfanden.

Rückkehr zur Demokratie in Uruguay 1985

Sieger der Wahl 1985 wurde Julio María Sanguinetti. Die Tupamaros wurden zu einer politischen Partei. Die Wirtschaft stabilisierte sich wieder. Sanguinetti blieb bis 1990 im Amt und war erneut von 1995 bis 2000 Präsident.

Seit 2004 regieren erstmals nicht mehr die Colorados oder Blancos in Uruguay, sondern Kandidaten der Frente Amplio (Breite Front). Die wurde 1971 als links Parteienbündnis gegründet. Der Sieg der Frente Amplio 2004 stellte damit einen besonderen Wendepunkt in der Politik Uruguays dar.

Tabaré Vázquez wurde in diesem Jahr Präsident. 2010 folgte ihm der ehemalige Tupamaro José Mujica. 2013 wurden außerdem der Anbau, der Verkauf und der Konsum von Cannabis erlaubt. Damit wollte Mujica einen neuen Weg der Drogenbekämpfung beschreiten, indem der Handel nun unter staatlicher Aufsicht stattfindet. Die Drogenkartelle sollen so um einen großen Teil ihrer Einkünfte gebracht werden. Ab 2015 hatte Tabaré Vázquez das Präsidentenamt erneut inne.

2020 wurde Luis Alberto Lacalle Pou zum neuen Präsidenten Uruguays gewählt. Er gehört der Partido Nacional an und gilt als konservativ. Die Bevölkerung, die unterhalb der Armutsgrenze lebt, sank zwischen 2006 und 2013 von 32,5 Prozent auf 11,5 Prozent. 2020 betrug sie nur noch 0,2 Prozent. Abtreibung ist seit 2012 nicht mehr strafbar und seit 2013 dürfen homosexuelle Paare in Uruguay heiraten.

letzte Aktualisierung am 06.08.2023