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Was ist der Kamun?

Immer noch gilt in Albanien ein Gesetz, das sich "Kanun" nennt. Dieses ist nicht schriftlich niedergelegt, sondern wird mündlich weitergegeben. Hierbei geht es meist um alte Lebensweisen und Traditionen. So sind laut den Regeln des "Kanun" Frauen und Mädchen weniger wert als Männer. In engem Zusammenhang steht hier der Begriff der "Ehre". Wenn Frauen sich gegen diese Gesetze auflehnen, sehen sich Männer in Ehre verletzt. Das sind nicht nur die Ehemänner, sondern auch weitere Verwandte wie Brüder, Väter oder Cousins. Frauen werden nicht nur ausgestoßen, sondern dann auch verfolgt und finden wenige Möglichkeiten, Hilfe zu finden.

Werden die Frauen in Albanien unterdrückt?

Besonders im Norden Albaniens leiden Frauen unter Unterdrückung und Diskriminierung. Denn dort gilt der Kanun. Das ist eine Verhaltensvorschrift, die sehr alt ist und noch aus Zeiten des Osmanischen Reiches stammt. Neben Traditionen wie der Blutrache schreibt der Kanun vor, dass die Frau das Eigentum des Mannes ist.

Das geht sogar so weit, dass der Mann seine Frau schlagen und in besonders schlimmen Fällen umbringen darf. Frauen dürfen ohne ihren Mann keine Cafés oder Restaurants besuchen, sie bekommen schlechtere oder gar keine Bildung und müssen für die Männer schwere körperliche Arbeiten verrichten. Feldarbeit ist nach dem Kanun zusammen mit dem Haushalt ebenfalls Aufgabe der Frauen.

Das albanische Gesetz und Frauenrechte in Albanien

Viele Frauen leiden darunter, können aber nichts dagegen tun, weil das Gesetz in manchen abgelegenen Dörfern Nordalbaniens diese Behandlung der Frauen erlaubt. Immerhin ist es inzwischen in Albanien eine Straftat, wenn Männer ihre Frauen zu Hause schlagen. Zuvor waren noch viele der Meinung, dass der Mann in seinem Haus mit seiner Frau machen könne, was er wolle. Das Gesetz in Albanien erlaubt solche Straftaten nicht.

Viele Frauen in Albanien trauen sich nicht, ihre Rechte durchzusetzen

Leider ist die Wirkung dieses Gesetzes nicht so groß wie erhofft, denn viele Frauen trauen sich nicht, Anzeige gegen den eigenen Mann zu erstatten. Selbst wenn eine Frau den Mut aufbringt, ihren Ehemann anzuzeigen oder gar die Scheidung einzureichen, geht es ihr nicht zwingend besser. Denn alleinstehende Frauen in Albanien werden häufig gesellschaftlich verstoßen und gelten als Außenseiter. So schweigen viele Frauen und nur wenige wagen es, Anzeige gegen ihren Ehemann oder auch einen Verwandten zu erstatten.

Töchter und Söhne werden in Albanien nicht gleich behandelt

In einigen Ländern der Welt, wie zum Beispiel China oder Indien, gilt die Geburt eines Sohnes als mehr wert als die einer Tochter. So ist es auch in Albanien. Ein Sohn kann nach Auffassung vieler Albaner die Rolle des Familienoberhaupts übernehmen, während eine Tochter verheiratet werden muss und eher als Last gilt. Statistiken zeigen, dass in Albanien auch tatsächlich mehr Jungen als Mädchen geboren werden.

So kann es sein, dass eine Schwangerschaft mit einem Mädchen unterbrochen wird. Das ist auch in Albanien illegal, entspricht also nicht dem Gesetz, wird aber trotzdem so im Alltag gehandhabt. Mittlerweile gibt es aber Gruppen, die versuchen, dagegen vorzugehen und zum Beispiel dem Arzt zu verbieten, Auskunft über das Geschlecht des Kindes zu geben.

Leider lernen auch schon die jüngeren Kinder, dass Mädchen weniger wert sind als Jungs. Und sie handeln dann als Männer genau so, wie sie es gelernt haben.

Sicher gibt es mittlerweile auch junge Männer und Frauen, die sich das anders wünschen. Diese haben es aber in Albanien immer noch sehr schwer, ihre Vorstellungen auch im Alltag umzusetzen.

Diskriminierung der Roma in Albanien

Viele Albaner*innen sind sehr arm. Aber es in Albanien eine Gruppe, der es oft noch schlechter geht. Das sind die Roma. Die Roma sind eine ethnische Gruppe. Wie in allen Ländern, in denen sie leben, sind sie auch in Albanien eine Minderheit. Dort lebt ein großer Teil von ihnen, nämlich 80 von 100 Roma, in großer Armut und am Rande der Gesellschaft. Im Beruf und in der Schule leiden sie unter Verachtung. Viele Roma finden keinen Beruf und sind arbeitslos. So werden sie immer weiter in die Armut getrieben. Viele Kinder gehen gar nicht zur Schule und werden, wenn sie es doch tun, ausgegrenzt.

Viele Kinder der Roma in Albanien sind sehr arm

Weil viele Kinder der Roma sehr arm sind und keinen Zugang zu beispielsweise sauberem, fließendem Wasser haben und kein Geld für neue Kleidung, werden sie von ihren Klassenkameraden ausgelacht und gehänselt. Deshalb fürchten sich manche Kinder der Roma so sehr vor der Schule, dass sie lieber arbeiten, anstatt den Unterricht zu besuchen. Dadurch haben sie keinen Zugang zu Bildung und bleiben am Ende arm.

So entsteht ein Teufelskreis und es geht vielen Angehörigen der Roma in Albanien sehr schlecht. Einige fliehen deshalb in EU-Länder. Besonders schlimm für die Roma ist, dass auch Richter und Polizisten sie unfair behandeln und sie diskriminieren, so dass sie alleine kaum in der Lage sind, etwas an ihrer schlimmen Situation zu ändern.

Das Armenhaus Europas

Wenn du schon den Abschnitt zur Geschichte von Albanien gelesen hast, weißt du vielleicht, dass Albanien lange Zeit kommunistisch regiert wurde und die Wirtschaft als Planwirtschaft funktionierte. Nachdem dieses System zusammenbrach, folgte die Marktwirtschaft. Doch die wirtschaftlichen Schäden waren nicht so leicht wieder zu beheben. Viele Menschen verloren ihren Beruf und ihre Ersparnisse. Als während der 1990er Jahre viele Menschen aus dem Kosovo hilfesuchend nach Albanien flohen, war das Land auch dadurch überfordert.

Besonders Kinder und Jugendliche leiden unter der landesweiten Armut. Auch in vielen europäischen Ländern außerhalb von Albanien gibt es albanische Kindersklaven, die betteln, stehlen und sich sogar selbst verkaufen, nur um zu überleben. Albanien gilt als eines der ärmsten Länder in Europa und wird manchmal auch als das "Armenhaus Europas" bezeichnet.

letzte Aktualisierung am 27.04.2023