Brasiliens Flagge Brasilien

Die Ureinwohner

Vor etwa 30.000 Jahren kamen die ersten Menschen von Asien aus über die Beringstraße nach Amerika. Von Norden aus besiedelten sie den Kontinent. Vor etwa 12.000 Jahren erreichten sie das heutige Brasilien. Es gibt allerdings auch Spuren, die auf eine noch frühere Besiedlung hinweisen. Es entstanden verschiedene Kulturen.

Wer ist Luzia?

1975 fanden Archäologen in einer brasilianischen Höhle das Skelett einer Frau. Die Forscher glauben, dass sie zu den ersten Einwanderern Südamerikas gehörte. Ihr Alter wird auf 11.000 Jahre geschätzt. Man nannte sie Luzia in Anlehnung an Lucy, deren Skelett mit 3,2 Millionen Jahren zu den ältesten Funden überhaupt gehört und das kurz vorher in Afrika gefunden worden war.

Wer waren die Tupi?

Ab etwa 8000 v. Chr. wurden die Indios sesshaft. Mehrere indigene Völker bildeten sich heraus. Die größten waren die Tupi, die Guaraní, die Gê und die Arawak. Die Tupi lebten an der Atlantikküste. Es gab viele Tupi-Stämme, doch gemeinsam war ihnen ihre Sprache, die Tupi-Sprache. Noch bis ins 18. Jahrhundert diente die Tupi-Sprache zur Verständigung mit den weißen Siedlern.

Ihre Dörfer waren von Palisaden umschlossen, die Häuser bauten sie aus Holz und deckten sie mit Palmstroh. Sie bauten Mais, Süßkartoffeln, Erdnüsse, Bohnen und Kürbisse an. Bekannt sind die Tupi aber vor allem wegen ihres Kannibalismus: Sie waren mit anderen Stämmen verfeindet und wenn sie einen Feind getötet hatten, verspeisten sie ihn. Sie glaubten, dass sie so dessen Stärke und Mut aufnahmen.

Die Tupi wurden wie die Guaraní und die anderen Völker Brasiliens von den europäischen Siedlern missioniert und versklavt. Viele starben an den Folgen von bei uns eher harmlosen Krankheiten wie den Masern, weil sie dafür keine Abwehrkräfte besaßen.

Weil die portugiesischen Siedler vor allem Männer waren, nahmen sie sich häufig Tupi zur Frau. Viele heutige Brasilianer haben darum Tupi-Vorfahren. Wer aber waren nun die Siedler?

Die Aufteilung der Welt

Schon 1494 hatten Spanien und Portugal beschlossen, Südamerika untereinander aufzuteilen. Der Vertrag von Tordesillas legte fest, dass Portugal nur den Osten zugesprochen bekam. Es gab den gesamten Westen des Kontinents an Spanien ab, durfte aber dafür die Kontrolle über Afrika behalten und somit über den Seeweg nach Indien. Andere Seemächte wie England erkannten den Vertrag nicht an.

1750 wurden die Grenzen noch einmal neu festgelegt, was Portugal weiteres Land einbrachte. Bis heute sind die Auswirkungen dieser Verträge an den gesprochenen Sprachen zu erkennen: Der Osten Südamerikas wurde portugiesische Kolonie, der Westen und Süden war in spanischer Hand.

Wer entdeckte Brasilien?

Pedro Álvares Cabral war ein portugiesischer Seefahrer. Er kam im Jahr 1500 nach Brasilien und gilt als "Entdecker" des Landes. Das ist natürlich nur aus der Sicht der Europäer ein "Entdecken" gewesen. Eigentlich war Indien sein Ziel, doch Winde trieben seine Flotte weit nach Westen ab und so landete Cabral etwa in der Mitte der heutigen Küstenlinie Brasiliens, bei der heutigen Stadt Porto Seguro. Cabral nahm das Land für die portugiesische Krone in Besitz. Erst von hier fuhr er weiter nach Indien. Eines seiner Schiffe sandte er aber zurück nach Portugal, um dort die Inbesitznahme zu verkünden.

Portugiesische Kolonie - Vizekönigreich Brasilien

In den ersten Jahren nach Cabrals Inbesitznahme kamen portugiesische Händler nach Brasilien. Sie betrieben Tauschhandel mit den Einheimischen. Doch auch die Franzosen kamen und handelten vor allem mit dem Brasilholz, einer Baumart, die sich fürs Färben von Stoffen eignete. Um das einzudämmen, beschloss der portugiesische König, Siedler nach Brasilien zu schicken.

Zuckerrohrplantagen wurden angelegt und die Indigenen aus dem Landesinneren an die nordöstliche Küste verschleppt, damit sie dort arbeiteten. Weil unzählige Indios starben, ging man dazu über, Sklaven aus Afrika herzubringen. Obwohl sie zwangsweise getauft wurden, behielten sie ihre alte afrikanische Religion meist bei und so vermischten sich Elemente beider Religionen miteinander. Der Glaube an Geister, die von einem Menschen Besitz ergreifen, gehörte zum Beispiel dazu.

Quilombos und Bandeirantes

1549 wurde Salvador da Bahia zur Hauptstadt der Kolonie ernannt. Weitere Städte wurden gegründet. Gebäude entstanden in typischer Kolonialarchitektur. Entflohene schwarze Sklaven bauten im 17. Jahrhundert Dörfer auf, die Quilombos.

Zu gleicher Zeit erkundeten Expeditionstrupps das unerforschte Landesinnere. Die Teilnehmer dieser Expeditionen wurden Bandeirantes genannt. Sie suchten Gold und Diamanten, aber auch nach den entflohenen Sklaven oder Indios, die sie versklaven wollten. Kamen die Bandeirantes in neue Gebiete, hissten sie dort die portugiesische Fahne (bandeira) und nahmen auch dieses Land in Besitz. So sind die Bandeirantes mit verantwortlich für die heutige Größe Brasiliens, dem nach dem Vertrag mit Spanien wesentlich weniger Land zustand.

1763 wurde Rio de Janeiro neue Hauptstadt.

Wer war Tiradentes?

Der erste, der um die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal kämpfte, war Tiradentes. Eigentlich hieß er Joaquim José da Silva Xavier. Seinen Spitznamen erhielt er, weil er seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Zähne zu ziehen - Tiradentes bedeutet nämlich "Zahnzieher".

Mitte des 18. Jahrhunderts gab es weniger Goldfunde und die Abgaben an die Kolonialmacht waren hoch. Dagegen wehrte sich eine Reihe von Siedlern. Tiradentes wurde ihr Anführer. Doch die Verschwörung wurde aufgedeckt und Tiradentes am 21. April 1792 hingerichtet. Tiradentes wurde später zum Nationalhelden und sein Todestag zum Nationalfeiertag.

letzte Aktualisierung am 05.07.2023