Montenegro

Das zweite Jugoslawien
In Jugoslawien war man sich noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges einig, dass man die Entscheidung über die Zukunft Jugoslawiens in einer verfassunggebenden Nationalversammlung entscheiden lassen wolle. Die während der Kämpfe erstarkten kommunistischen Kräfte in Jugoslawien erhielten eine große Mehrheit. Allerdings gab es auch nahezu keine Alternativen zur Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ).
Am 29. November 1945 wurde die Monarchie offiziell für beendet erklärt und die Föderative Volksrepublik Jugoslawien ausgerufen, welche schon bald auch von den Westmächten anerkannt wurde. Diese bestand aus den Republiken Serbien, Kroatien, Makedonien, Bosnien und Herzegowina und Montenegro. Weil es ja zuvor unter den verschiedenen Volksgruppen immer wieder Streit gegeben hatte, beschloss der Anführer der früheren Partisanen und anschließende Ministerpräsident von Jugoslawien, Josip Broz Tito, dass die einzelnen Staaten eingeschränkt ihre eigene Verwaltung haben durften, sofern diese nicht der Verfassung des gesamten Jugoslawien widersprach.

Ärger mit der Sowjetunion
In Jugoslawien hatte man die lang erkämpfte Unabhängigkeit endlich erreicht und das sogar ohne die Unterstützung der Sowjetunion. Deshalb wollte man sich auch nicht den Ostblockstaaten anschließen, sondern weiter unabhängig bleiben. Der sowjetische Diktator Stalin und der jugoslawische Ministerpräsident Tito stritten sich darüber und entfernten sich immer weiter voneinander.
Stalin schloss Jugoslawien aus seinen Plänen zur weltweiten Verbreitung des Kommunismus‘ aus und beendete alle wirtschaftlichen Beziehungen der Ostblockstaaten mit Jugoslawien. Daraufhin näherte sich Jugoslawien immer mehr dem Westen und der NATO an. Erst der russische Präsident Chruschtschow schaffte es, dass die beiden Staaten sich wieder annäherten.

Jugoslawien beginnt zu zerbröckeln
Der Zusammenhalt in Jugoslawien beruhte lange auf der Politik Titos, der den Teilrepubliken ihre Eigenständigkeit ermöglichte und zugleich Jugoslawien einte. Nach seinem Tod und dem Zusammenbruch der Ostblockstaaten, die ein einigender Gegner waren, bröckelte auch die Republik Jugoslawien.
Innerhalb der Teilrepubliken gewannen nationale Gruppierungen immer mehr Zulauf und machten die anderen Republiken für die Probleme im Land verantwortlich. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. 1990 gab es in Montenegro demokratische Wahlen und der gewählte kommunistische Machthaber setzte sich für einen Anschluss Montenegros an Serbien ein, was 1992 bei einer Volksabstimmung auch durchgesetzt wurde. Die beiden Staaten nannten sich nun "Bundesrepublik Jugoslawien".
Serbien und Montenegro
Manche Menschen in Montenegro wollten aber weiterhin einen eigenen Staat ohne Abhängigkeit von Serbien. Es kam immer wieder zu Streit und Auseinandersetzungen im Land. Von serbischer Seite aus wurden alle Versuche, ein demokratisches Montenegro zu errichten, abgeblockt, vom Westen jedoch unterstützt. Außerdem hielt sich Montenegro weitestgehend aus dem Krieg im Kosovo heraus und kündigte die Trennung von Jugoslawien an, wenn man zu keiner Einigung käme.
Bei einer Volksabstimmung konnte jedoch keine Mehrheit für den Vorschlag gewonnen werden und mit Unterstützung der EU kam es 2003 zu der Bildung des Staates "Serbien und Montenegro". Zwar waren die Republiken beide Teile eines gemeinsamen Staates, aber hatten innerhalb des Staates jeweils ihre eigene Politik.
Montenegro wird ein souveräner Staat
Die erneut von Premierminister Milo Dukanovic durchgeführte Volksabstimmung über die komplette Eigenständigkeit Montenegros hatte 2006 eine ausreichende Mehrheit erhalten. Am 3. Juni wurde die Unabhängigkeit des Landes verkündigt. Seitdem sucht Montenegro immer mehr die Nähe zu der EU und ist ein offizieller Beitrittskandidat.
Wechsel und neue Regierungen
- Zwischen 2006 und 2020 war die Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) unter Milo Đukanović vorherrschend.
- 2020 folgte ein Schritt in die politische Veränderung: Zdravko Krivokapić vom Bündnis „URA“ bildete die 42. Regierung – das erste Mal ohne DPS-Herrschaft.
- 2022 wurde die Regierung von Dritan Abazović (URA) nach einem Misstrauensvotum neu formiert, doch erlitt im März 2023 erneut parlamentarischen Rückhalt und führte zu Neuwahlen.
Neuer Kurs seit 2023
- Bei der Parlamentswahl am 11. Juni 2023 wurde erstmals die neue Partei „Europe Now!“ (PES!) unter Milojko Spajić stärkste Kraft mit etwa 25,5 % der Stimmen.
Nach intensiven Koalitionsverhandlungen übernahm Milojko Spajić am 31. Oktober 2023 das Amt des Premierministers mit einer breiten Regierungskoalition aus mehreren Parteien. Seine Regierung wird als pro‑europäisch eingestuft.
Präsidentenwechsel
Präsident seit Mai 2023 ist Jakov Milatović, ebenfalls Mitglied von „Europe Now!“. Bei den Wahlen im März und April 2023 setzte er sich deutlich gegen Milo Đukanović durch – zum ersten Mal in Montenegro nach der Unabhängigkeit.
Gründe für den politischen Wandel
Die lange Herrschaft von Đukanović und der DPS endete 2020 durch Proteste gegen Korruption und mangelnde Reformen. Das neue Parlament seit 2023 setzt sich aus kleinen Parteien zusammen, die gemeinsam eine regierungsfähige Mehrheit bilden – mit Europe Now! als innenpolitischem Zentrum.