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Die Gründung von Nordrhein-Westfalen

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das nordrhein-westfälische Gebiet zur britischen Besatzungszone (siehe auch: Warum war Deutschland geteilt?). Die Siegermächte beschäftigte insbesondere, was mit dem Ruhrgebiet geschehen sollte. Man nannte das auch die Ruhrfrage. Frankreich wünschte das linke Rheinufer für sich, die Sowjetunion hätte das Ruhrgebiet gerne wie Berlin in Besatzungszonen aufgeteilt, was bedeutet hätte, dass sie im Westen Einfluss geltend gemacht hätten.

Großbritannien setzte sich nicht nur dafür ein, neue Bundesländer zu bilden, sondern auch dafür, das Ruhrgebiet nicht zu zerstückeln. Als Ausgleich zum industrialisierten Ruhrgebiet sollten zu dem neuen Bundesland aber auch ländlich geprägte Regionen dazukommen, auch um die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.

Die ehemalige Provinz Westfalen hoffte hingegen noch auf die Einrichtung eines selbstständigen Landes Westfalen. Die Briten traten dem entgegen, indem sie den 1945 zum Oberpräsidenten von Westfalen ernannten Rudolf Amelunxen fragten, ob er erster Ministerpräsident des neuen Landes Nordrhein-Westfalen werden wollte.

Außerdem entschied man sich für Düsseldorf als Landeshauptstadt. Schon zuvor war der Verwaltungssitz der Provinz Nordrhein von Bonn nach Düsseldorf verlegt worden. Dort gab es große Unternehmen und eine Börse, außerdem waren die Kriegszerstörungen nicht ganz so hoch wie etwa in Köln oder Essen.

Am 23. August 1946 wurde das umgesetzt: Aus dem Norden der Rheinprovinz (Nordrhein) und Westfalen wurde das Land Nordrhein-Westfalen gebildet. Düsseldorf wurde zur Landeshauptstadt ernannt.

1947 erfolgte die Eingliederung von Lippe. Das Land Lippe musste sich entscheiden, ob es zu Niedersachsen oder zu Nordrhein-Westfalen gehören wollte. Nordrhein-Westfalen machte den Lippern so manches Zugeständnis und so entschied man sich für den Beitritt dort.

Die ersten Jahre nach dem Krieg und die 1950er Jahre

Am 20. April 1947 fand die erste Landtagswahl statt. Karl Arnold (CDU) wurde zweiter Ministerpräsident des Landes. 1949 wurde die Bundesrepublik gegründet und Konrad Adenauer, ehemaliger Kölner Bürgermeister, wurde erster Bundeskanzler. Bonn, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen gelegen, wurde neue Bundeshauptstadt.

Die Nachkriegszeit war auch die Zeit des Wiederaufbaus. Häuser und Infrastruktur waren zerstört. Die Kontrolle des Ruhrgebietes mit seiner bedeutenden Stellung, was Industrie und Rüstung betraf, wurde zunächst noch unter die Kontrolle der Besatzungsmächte gestellt (Ruhrstatut). Die Behörde war bis 1952 tätig, dann folgte die Montanunion.

Die zweite Landtagswahl 1950 gewann erneut die CDU, die nun eine Koalition mit der Zentrumspartei einging. Karl Arnold blieb Ministerpräsident. Gleichzeitig gab es eine Volksabstimmung über die Annahme der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen. 57 Prozent der Bürger stimmten für die Annahme. Vor allem in Westfalen und Lippe gab es aber viele Gegenstimmen, insbesondere weil man dort gegen die Konfessionsschule war. Dort erfolgt der Unterricht nach den Grundsätzen einer christlichen Konfession, also katholisch oder evangelisch. Bis heute gibt es in NRW Konfessionsschulen in staatlicher Trägerschaft. Das gibt es sonst nur noch in Niedersachsen.

1953 wurden das Landeswappen und die Landesflagge von Nordrhein-Westfalen festgelegt. Die Landtagswahl 1954 gewann erneut die CDU. Sie bildete nun unter Arnold eine Koalition mit der FDP und dem Zentrum. Die zerbrach jedoch 1956, da die FDP austrat. Dem Misstrauensvotum folgte darum eine SPD-FDP-Regierung unter Fritz Steinhoff (SPD).

1957 begann die Kohlekrise. Die Bergwerke förderten mehr Kohle als benötigt wurde, z. B. weil die Förderung staatlich subventioniert wurde. Gleichzeitig sank der Bedarf, etwa weil Atomkraftwerke gebaut wurden. Su mussten immer mehr Zechen schließen, was sich in den 1960er Jahren verstärkt fortsetzte. Das läutete den Strukturwandel im Ruhrgebiet ein, der in den nächsten Jahrzehnten fortgeführt wurde.

Bei der Landtagswahl 1958 gewann aber erneut die CDU und stellte nun mit Franz Meyers den Ministerpräsidenten, da Karl Arnold kurz zuvor verstorben war. Durch die erstmals gewonnene absolute Mehrheit konnte die CDU allein regieren.

Die 1960er und 1970er Jahre in Nordrhein-Westfalen

Franz Meyers (CDU) war seit 1958 Ministerpräsident. Die CDU verlor ihre absolute Mehrheit bei der Landtagswahl 1962 wieder und bildete eine Koalition mit der FDP. Obwohl die SPD bei der Landtagswahl 1966 stärkste Kraft wurde, konnte Franz Meyers die Koalition mit der FDP fortsetzen. Er strebte jedoch schon wenige Monate später eine Koalition mit der SPD an und entließ seine FDP-Minister. Die SPD aber ging nun eine Koalition mit der FDP ein und übernahm nach einem Misstrauensvotum die Regierung. Ministerpräsident wurde Heinz Kühn (SPD). Kühn konnte auch in den Wahlen 1970 und 1975 die Koalition fortsetzen und blieb selbst bis 1978 im Amt, obwohl die CDU bei diesen Wahlen knapp vorne lag.

Zwischen 1969 und 1975 gab es eine Gebietsreform, bei der Gemeinde und Kreise zusammengelegt und neu geordnet wurden. 1972 wurde der Regierungsbezirk Aachen aufgelöst und dem von Köln zugeschlagen.

Das Hochschulwesen wurde ausgebaut, denn bisher gab es kaum Universitäten im Bundesland. 1968 wurde die Gemeinschaftsschule als Regelschule eingeführt, d.h. die nicht-konfessionell gebundene Schule. Ein Volksbegehren kippte 1978 ein Gesetz, das die Einführung der Kooperativen Gesamtschule vorsah, bei der Hauptschule, Realschule und Gymnasium zu einer Einheit verbunden werden sollten.

Die Anwerbeabkommen mit Italien (1955) und der Türkei (1961) führten zu einem Zuzug von Menschen aus diesen Ländern, die dringend für die Arbeit in den Fabriken gesucht wurden. Die im Ruhrgebiet ansässige Schwerindustrie brachte aber auch massive Umweltprobleme mit sich. Insbesondere die Luft war stark verschmutzt. Der Strukturwandel setzte sich fort. Weitere Zechen wurden stillgelegt und auch die Stahlindustrie geriet nun in eine Krise. Die Arbeitslosigkeit wuchs.

1978 trat Kühn von seinem Amt zurück. Kühns Nachfolger wurde Johannes Rau (SPD). Unter Rau wurde 1978 das Aktionsprogramm Ruhr gestartet. Programme für Bildung und Umweltschutz gehörten dazu. 6,9 Milliarden DM wurden eingesetzt. Der Erfolg des Programms blieb indes beschränkt.

NRW von den 1980er Jahren bis heute

Johannes Rau (SPD) war fast 20 Jahre Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen -  von September 1978 bis Mai 1998. Bei der Landtagswahl 1980 sowie den folgenden Wahlen 1985 und 1990 erreichte die SPD jeweils die absolute Mehrheit und konnte allein regieren. 1995 verlor sie zwar die absolute Mehrheit, regierte aber mit den Grünen weiter.

1988 zog der Landtag in das neue Landtagsgebäude am Rhein um. Die Umweltbelastung erreichte in den 1980er Jahren einen neuen Höhepunkt. Die Stahlunternehmen Hoesch, Krupp und Thyssen taten sich in den 1990er Jahren zusammen (heute ThyssenKrupp AG).

Berlin löste 1990 Bonn als Hauptstadt der Bundesrepublik ab. In der Folge zogen das Parlament und die Regierung sowie einige Bundesbehörden nach Berlin um. Andere Behörden zogen jedoch auch nach Bonn, wie es das Berlin/Bonn-Gesetz regelte.

1998 trat Rau zurück. Er wurde ein Jahr später Bundespräsident. Sein Nachfolger als Ministerpräsident wurde Wolfgang Clement (SPD). Mit ihm gewann die SPD auch die Landtagswahl 2000. Er blieb bis 2002 im Amt, als er das Bundeswirtschaftsministerium übernahm. Peer Steinbrück (SPD) wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

Die Wahl 2005 brachte einen Machtwechsel. Erstmals seit 1966 regierte wieder die CDU. Ministerpräsident wurde Jürgen Rüttgers. Er regierte mit der FDP. Die SPD übernahm allerdings schon 2010 wieder unter Hannelore Kraft die Regierung. Sie regierte zunächst mit den Grünen in einer Minderheitsregierung. Neuwahlen 2012 brachten SPD und Grünen dann die Mehrheit. Bei der Wahl 2017 wurde dann jedoch Armin Laschet (CDU) neuer Ministerpräsident. Er regierte mit einer Koalition aus CDU und FDP. Er gab das Amt 2021 an Hendrik Wüst, weil er für das Amt des Bundeskanzlers kandidierte. Nach der Wahl 2022 regierte er weiter, jedoch in einer Koalition aus CDU und Grünen.

2018 wurde der Steinkohlebergbau in Deutschland beendet. Die letzte Zeche wurde geschlossen. Die Gelände der alten Zechen werden zum Teil neu genutzt. So entstand zum Beispiel an der Zeche Zollverein in Essen das Ruhr Museum. Der Artenreichtum an solchen ehemaligen Industrieanlagen ist oft enorm. Braunkohle hingegen wird im Rheinischen Braunkohlerevier, zu dem auch Garzweiler II gehört, zunächst weiter abgebaut.

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letzte Aktualisierung am 19.01.2024