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Armenier in der Türkei

Die Armenier sind eine sehr kulturreiche und alte Volksgruppe. Ursprünglich stammen sie aus dem Süden des Kaukasus und aus Ostanatolien. Ihr erster eigener Staat, gegründet 301 n. Chr., war der erste christliche Staat der Welt. Die Volksgruppe selbst besteht aber schon seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Im 11. Jahrhundert wurde Armenien von dem Turkstamm der Seldschuken erobert. Das Land wurde geteilt, Ostarmenien ist bis heute unabhängig und heißt Republik Armenien. Doch nicht alle Armenier lebten von da an in diesem Staat. Viele Armenier verteilten sich über Europa und Asien und bildeten dort Minderheiten.

Mit ihrem Status als Minderheit fielen die Armenier beispielsweise im Osmanischen Reich immer wieder fanatischen Herrschern zum Opfer. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 schätzte man die Anzahl der im Osmanischen Reich lebenden Armenier auf zwischen einer und fast zwei Millionen Menschen. Obwohl die Armenier sich verteilt hatten, entwickelte sich in ihrer langen Geschichte doch eine sehr eigene und vielfältige Kultur.

Diese Entwicklung wurde zu Beginn des Jahres 1925 mit dem Völkermord an den Armeniern zu großen Teilen beendet. Dem Völkermord an den Armeniern fielen in den Jahren 1915 und 1916 zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Menschen zum Opfer. Der Massenmord begann mit der Verhaftung armenischer Politiker und Geistlicher durch türkisches Militär. Man beschuldigte die Armenier der Unterstützung des Kriegsgegners Russland. Diese Verhaftungen führten zur Ermordung von weiteren Mitgliedern der armenischen Führungsschicht und schließlich auch zur Vertreibung und Ermordung von Zivilisten.

Für viele Historiker war dieser Massenmord der erste Massenmord des 20. Jahrhunderts. Bedeutende türkische Politiker, darunter der Präsident Recep Tayyip Erdoğan, erkennen das Ereignis jedoch nicht als Massenmord an. Das Ganze ist aber nicht nur eine historische, sondern auch eine politische Angelegenheit. Die Türkei fühlt sich angegriffen durch die Beschuldigung, einen Völkermord begangen zu haben. Deutschland, ein wichtiger politischer Partner, will sich mit dem Land gut stellen, andererseits aber auch keine historischen Fakten ignorieren. Das Thema ist politisch also sehr brisant.

Heutzutage leben etwa 70.000 Armenier in der Türkei, fast alle in der Stadt Istanbul. In dieser fortschrittlichen Stadt haben sie bessere Chancen, ihre eigene Kultur und Sprache auszuleben, beispielsweise in armenischsprachigen Schulen. 

Kurden in der Türkei

Eigentlich sollten in der Türkei Kurden vor dem Gesetz gleich behandelt werden, wie alle anderen Menschen auch im Land. Doch das ist leider ganz und gar nicht der Fall. Für Kurden ist es schwieriger, eine Stelle zu finden, außerdem werden kurdische Kinder in der Schule immer wieder diskriminiert. Manche Eltern unterrichten ihre Kinder nicht mehr die kurdische Sprache, weil sie ihnen ein einfacheres Leben ermöglichen wollen, stattdessen sprechen sie also Türkisch. So geht natürlich ein großer Teil der kurdischen Kultur verloren.

Die PKK, die Kurdische Arbeiterpartei, ist seit langer Zeit mit der Regierungspartei AKP verfeindet. 2013 machten die beiden Parteien jedoch Annäherungsversuche und es sollte den Kurden einfacher gemacht werden, ihre eigene Kultur in der Türkei auszuleben. Diese Verbesserungen des türkisch-kurdischen Verhältnisses gehen allerdings nur sehr langsam voran. Erschwert werden sie von terroristischen Anschlägen der PKK und von Angriffen auf kurdische Kämpfer, beispielsweise in Syrien von Seiten des türkischen Militärs.

Meinungs- und Pressefreiheit

Die Türkei ist ein Beitrittskandidat der EU. Um den Beitritt zur EU tatsächlich zu erreichen, müssen sich allerdings noch viele Verbesserungen im Land durchsetzen. Momentan ist das Land allerdings weit davon entfernt, denn die demokratischen Zustände haben sich in der letzten Zeit sehr verschlechtert. In der Verfassung sind sowohl Presse- als auch Meinungsfreiheit eigentlich gewährleistet.

Es kam immer häufiger dazu, dass Medienbetriebe von Firmen aufgekauft wurden. Viele dieser Firmen stehen der Regierungspartei AKP sehr nahe. Die Regierung hat erreicht, dass durch einige Tricks in den Gesetzesformulierungen regierungskritische Journalisten festgenommen werden können. Die Presse- und Meinungsfreiheit ist in der Türkei also noch sehr mangelhaft.

letzte Aktualisierung am 19.05.2020