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Grund- und Mittelschule

In der Türkei gibt es eine Schulpflicht von acht Jahren für alle Kinder. Die Schullaufbahn eines Kindes beginnt mit einer fünfjährigen Grundschulzeit, danach kommen drei Jahre in der Mittelschule. In diesem verpflichtenden Zeitraum dürfen die Kinder kostenlos zur Schule gehen, allerdings müssen die Familien für Ausstattung wie eine Schuluniform und Bücher bezahlen. Im Anschluss erhalten die Kinder ein Abschlussdiplom, mit dem sie sich für weiterführende Schulen bewerben können.

Trotzdem gibt es weiterhin Kinder in der Türkei, die nur fünf Jahre oder sogar gar nicht zur Schule gehen. Vor allem Im Osten und Südosten des Landes, wo die Infrastruktur mangelhaft und die Armut größer ist, haben nicht alle Kinder Zugang zu Bildung.

Weiterführende Schulen in der Türkei

Wenn man die Grund- und Mittelschule erfolgreich abgeschlossen hat, gibt es allgemeinbildende oder berufsbildende Gymnasien, an denen man weiterlernen kann. Die sind zwar kostenlos, aber nur für Kinder, die die Aufnahmeprüfung bestehen. Es gibt auch Privatschulen, an denen man ohne eine Aufnahmeprüfung angenommen wird. Das gilt dann natürlich nur für Kinder, deren Eltern sich die Kosten leisten können. Wenn man es auf ein Gymnasium geschafft hat und im Anschluss studieren will, muss man wieder eine Aufnahmeprüfung für die Universität machen. An den staatlichen und kostenlosen Schulen ist die Vorbereitung der Schüler allerdings nicht so gut, wie zum Beispiel an den teuren Privatschulen. Deshalb ist es für Kinder aus armen Verhältnissen auch gar nicht immer so leicht, eine umfangreiche und gute Schulbildung in der Türkei zu bekommen.

Berufsausbildung statt Schule?

Die Dauer einer Berufsausbildung beträgt zwischen drei und fünf Jahren. Während der Lehre hat man dann einen "Meister" und man selbst ist der "Lehrling". So nennt man das übrigens auch in Deutschland, hier machen ja auch einige Jugendliche eine Lehre nach der Schule. In der Türkei ist der Bedarf an Handwerkern allerdings noch viel größer als bei uns, deshalb ist es dort auch viel üblicher. Wenn man seine Lehre erfolgreich beendet hat, bekommt man einen Titel: Kalfa. Nach ein paar weiteren Jahren Arbeit kann man dann selbst zum Beispiel eine Werkstatt eröffnen.

Es gibt noch einiges, was man an dem türkischen Schulsystem verbessern könnte. Genau das wurde in den letzten Jahren auch immer wieder versucht. Beispielsweise will man einen Weg zwischen Gymnasium und Lehre anbieten, in dem man "dual" lernen kann. Das bedeutet, dass man zum einen zwar eine praktische Ausbildung in einem Betrieb macht, aber gleichzeitig auch noch zur Schule geht und dort in der Theorie gebildet wird. So wäre man als Schüler oder Lehrling auch weniger abhängig von seinem Betrieb und die Ausbildung der Jugendlichen wäre einheitlicher. Für viele kleine Handwerkerbetriebe in der Türkei war es allerdings in den letzten Jahren gar nicht so einfach, sich an dieses System anzupassen, so dass es noch Probleme mit der Durchsetzung gibt.

Türkei als EU-Mitglied?

Die EU hat strenge Vorschriften, wie sich ein Land, das Mitglied werden will, in vielen Bereichen zu verhalten hat. Das gilt auch für den Bereich Bildung. Religionsfreiheit muss gewährleistet sein und in einem Land, das allen Kindern verpflichtend nur eine Religion unterrichtet, ist das ja nicht der Fall. Ab 2011 wurde die AKP aber immer radikaler und sie verfolgten andere Ziele als nur die Aufnahme in die EU. Die Schulbücher, die erst von der Regierung genehmigt werden müssen, bevor sie an die Schulen kommen, waren sehr einseitig. Darin wurde vor allem der sunnitische Islam gelehrt. Für Kinder, die alevitisch, jüdisch, schiitisch, christlich, gar nicht gläubig oder sonst andersgläubig waren, war das natürlich eine Einschränkung. Viele beschwerten sich über diese Änderung, zum Beispiel beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Schule und Religion

Die Türkei ist ja eigentlich ein säkularer Staat. Dies bedeutet, dass die Regierung nicht vorgeben oder kontrollieren darf, welche Religion man ausübt. Staat und Religion sind also getrennt. Dieses fortschrittliche System wurde von dem Staatsgründer der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, eingeführt. So durfte man vor einigen Jahren beispielsweise noch selbst entscheiden, ob man den Religionsunterricht besuchen will.

1980 gab es einen Militärputsch in der Türkei. Die neue Militärregierung führte den Religionsunterricht an Schulen wieder verpflichtend ein. Auch heute gibt es den Unterricht als Pflicht. Es ist nicht nur ein Problem, dass neben dem sunnitischen Islam keine anderen Religionen unterrichtet werden, sondern auch so einiges in den Schulbüchern teilweise falsch dargestellt wird. Dies diskriminiert Minderheiten und schließt Andersgläubige aus. Die Regierung der Türkei beeinflusst demnach stark das Schulsystem und somit auch die Meinungsbildung vieler Menschen.

letzte Aktualisierung am 19.05.2020