Bolivien
Geschichte Boliviens: Von der Unabhängigkeit bis heute
Kampf um die Unabhängigkeit (1809-1825)
Anfang des 19. Jahrhunderts begann in Mittel- und Südamerika der Kampf um die Unabhängigkeit. 1809 startete auch in Bolivien der Kampf unter der Anführerschaft von Simón Bolívar. Erst 1824 aber konnten die letzten Spanier von Antonio José de Sucre in der Schlacht bei Ayacucho endgültig geschlagen werden. Bolivien wurde am 6. August 1825 zum eigenen Staat und nannte sich nach Simón Bolívar. Sucre wurde erster Präsident Boliviens, musste aber schon 1828 zurücktreten.
Das Verhältnis zu den Nachbarn
1829 wurde Andrés de Santa Cruz Präsident. Seine 10-jährige Amtszeit war eine der stabilsten in Boliviens Geschichte. 1836 taten sich Peru und Bolivien zu einer Konföderation zusammen. Chile und Argentinien sahen sich davon jedoch bedroht und erklärten den Krieg (Peruanisch-Bolivianischer Konföderationskrieg). 1839 waren sie erfolgreich und Santa Cruz musste abdanken und fliehen.
Im Salpeterkrieg (1879-1883) verlor Bolivien ein Gebiet am Pazifik an Chile. Bolivien und Peru kämpften gemeinsam gegen Chile um dieses Küstengebiet, in dem es viel Salpeter gab. Salpeter braucht man zur Herstellung von Dünger, es ist also ein wertvoller Rohstoff. Zahlreiche Präsidenten wechselten sich in schneller Reihenfolge ab.
Grenzfragen im 20. Jahrhundert
1903 musste Bolivien sein nordwestlichstes Gebiet an Brasilien abtreten. Im Chacokrieg (1932-1935) kämpfte Bolivien gegen Paraguay. Es ging um ein Gebiet im Süden, das zum Gran Chaco gehört. Paraguay gewann und Bolivien verlor noch mehr Land. Warum das so war? Nie zuvor waren Grenzen gezogen worden. Sie waren einfach durch Spanien festgelegt worden, oft wurden Indianervölker dadurch getrennt. Sie leben bis heute in ganz Südamerika grenzübergreifend.
Unruhige Zeiten
Einige reiche Großgrundbesitzer und Minenbesitzer standen auf der einen Seite, eine Vielzahl an armen Menschen ohne Bildung auf der anderen Seite. Wie überall in Südamerika führte das zu Konflikten. Mal wurden Landreformen durchgeführt, dann putschte sich wieder das Militär an die Macht und machte alles rückgängig.
Nationale Revolution (1952) und Víctor Paz Estenssoro
Eine linksgerichtete Bewegung (Movimiento Nacionalista Revolucionario, kurz: MNR) hatte sich gegründet und die Wahlen 1951 mit Víctor Paz Estenssoro gewonnen. Doch das Militär übernahm die Macht. 1952 kam es daraufhin zu einer Revolte von Teilen der Armee, Studenten, Gewerkschaften und anderen Anhängern der MNR, die "Nationale Revolution". Paz Estenssoro wurde nun doch noch Präsident (und das sogar drei Mal: 1952-1956, 1960-1964 und 1985-1989). Verstaatlichungen und Landreformen wurden durchgeführt. Die Indios erhielten Bürgerrechte und das Wahlrecht. Wirtschaftlich allerdings kam es zu einem Verfall.
Militärregierung (1964-1982)
1964 übernahm das Militär die Macht. Mehrere Generäle hatten das Präsidentenamt inne, mal waren sie linksgerichtet, mal rechtsgerichtet. Zwischen 1825 und 1982 gab es fast 200 Putschversuche in Bolivien.
Guerillas in den 1960er Jahren
Im Hochland entstanden Mitte der 1960er Jahre Guerillatruppen, darunter die ELN (Ejército de Liberación Nacional, auf Deutsch: Nationale Befreiungsarmee). Sie erhielt Unterstützung aus Kuba. Der Anführer der kubanischen Revolution, Che Guevara, kämpfte an der Seite der ELN und wurde 1967 von bolivianischen Soldaten gefangen genommen und hingerichtet.
Die 1980er Jahre
1982 endete endlich die Militärherrschaft. Hernán Siles Zuazo, der schon zwischen 1956 und 1960 Präsident gewesen war, übernahm das Amt von 1982 bis 1985. Wirtschaftlich war der Verfall nicht mehr aufzuhalten. Die Zinnpreise waren extrem gefallen, weil man es in Ostasien inzwischen billiger abbaute. Bei einer Dürre 1982/83 starben hunderttausende Rinder, Lamas und Schafe. 1984 erklärte sich Bolivien für zahlungsunfähig.
Keine Lösung in den 1990ern und zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Das Land wurde zwar nun demokratisch regiert, doch immer wieder gab es Unruhen. Die wirtschaftlichen Probleme wollte man mal mit Privatisierungen lösen, dann wurde wieder alles rückgängig gemacht. Die Landbevölkerung litt nach wie vor unter großer Armut. Die Zahl der Analphabeten war sehr hoch.
Evo Morales – Präsident von 2005 bis 2019
Die Wahlen 2005 gewann Evo Morales. Er ist damit der erste Präsident Boliviens indigener Abstammung. Morales gehört der sozialistischen Partei MAS (Movimiento al Socialismo, auf Deutsch: Bewegung zum Sozialismus) an.
2006 wurde die Erdgasindustrie verstaatlicht. Im gleichen Jahr beschloss man enge Handelsbeziehungen mit Venezuela und Kuba, beides Länder mit politisch links stehenden Regierungen. Die Steuern wurden erhöht.
2009 erhielt das Land eine neue Verfassung. Morales setzt sich für die Rechte der Coca-Bauern ein. 2009 und 2014 wurde Morales mit großer Mehrheit wiedergewählt. Die Wirtschaft befindet sich seit Jahren im Aufschwung, die Armut der Bevölkerung wurde stark vermindert.
Auch nach den Präsidentschaftswahlen 2019 wurde Morales als Sieger gekürt. Doch es gab offenbar Unstimmigkeiten bei der Auszählung der Stimmen. Wochenlang kam es in Bolivien zu Protesten. Schließlich trat Morales zurück.
Luis Arce - Präsident seit 2020
Die bisherige zweite Vizepräsidentin des Senats, Jeanine Áñez, erklärte sich daraufhin zur Interimspräsidentin, das heißt zur vorübergehenden Präsidentin. Seit 2020 ist Luis Arce Präsident von Brasilien. Er gehört einer linken Partei an, der Movimiento al Socialismo.