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Was bedeutet Schulobligatorium?

Das Schulobligatorium ist ein anderes Wort für Schulpflicht. Es bedeutet, dass alle Kinder in einem Land oder Kanton verpflichtet sind, für eine bestimmte Zeit in die Schule zu gehen. In der Schweiz dauert das Schulobligatorium elf Jahre – vom Kindergarten bis zum Ende der Sekundarstufe I.

Schule in der Schweiz - So funktioniert das Schulsystem

Wer bestimmt über die Schule?

In der Schweiz ist die Schule Sache der Kantone. Das heißt: Jedes der 26 Kantone darf selbst entscheiden, wie der Schulalltag genau aussieht. Das ist so ähnlich wie bei uns in Deutschland, wo die Bundesländer für die Schulen zuständig sind.

Deshalb gibt es Unterschiede – zum Beispiel beim Alter der Einschulung, den Namen der Schularten oder wie lange ein Schultag dauert. Trotzdem gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: Überall gilt die elfjährige Schulpflicht, das nennt man in der Schweiz das Schulobligatorium.

Kindergarten, Primarschule und Sekundarstufe

Schon mit etwa vier Jahren beginnt die Schule in der Schweiz – nämlich mit dem Kindergarten. Dieser ist in fast allen Kantonen zwei Jahre lang verpflichtend.

Danach wechseln die Kinder in die Primarschule, die ungefähr unserer Grundschule entspricht. Sie dauert meistens sechs Jahre. Danach folgt die Sekundarstufe I, die nochmal etwa drei Jahre dauert. Manche sagen dazu auch Sek, Realschule oder Bezirksschule, je nach Region.

Gymnasium und Matura

Wer besonders gute Noten hat, kann nach der Sekundarstufe auf eine weiterführende Schule wechseln. Das heißt in der Schweiz oft Kantonsschule, kurz Kanti oder auch s’Gymi.

Am Ende steht die Matura – das ist das Schweizer Abitur. Damit kann man später an einer Universität studieren. In der Schweiz gilt es aber als ganz normal, nach der Schule eine Ausbildung zu machen – oft schon ab der 10. Klasse. Dafür besucht man eine Berufsschule und arbeitet in einem Betrieb. Das nennt man Lehre.

Schulalltag in der Schweiz

In der deutschen Schweiz ist Hochdeutsch die Unterrichtssprache, aber viele Kinder sprechen in den Pausen Schwyzerdütsch, einen Schweizer Dialekt. Manche Lehrpersonen erklären auch manchmal Dinge auf Dialekt – das hängt von der Schule ab.

Der Schultag kann je nach Kanton verschieden aussehen. Oft ist am Mittwoch nachmittags frei. In der Primarschule endet der Unterricht meistens zwischen 11:45 und 16 Uhr, je nach Stundenplan. Eine einheitliche Ganztagsschule wie in Frankreich gibt es nicht überall.

Die Schulmaterialien – also Bücher, Hefte, Stifte – werden manchmal von der Schule gestellt, manchmal müssen Eltern sie besorgen. Auch das ist von Ort zu Ort verschieden.

Schulstufen in der Schweiz

StufeAlter der KinderDauer
Kindergarten (obligatorisch)ca. 4–6 Jahre2 Jahre
Primarschuleca. 6–12 Jahre6 Jahre
Sekundarstufe I (z. B. Sek, Real, Bezirksschule)ca. 12–15 Jahre3 Jahre
Sekundarstufe II: Lehre oder Gymnasiumab 15 JahrenLehre: meist 3–4 Jahre / Gymnasium: ca. 4 Jahre

Unterschiede zwischen Schweiz und Deutschland

ThemaSchweizDeutschland
Einschulalterab 4 Jahren (Kindergartenpflicht)meist 6 Jahre
Schulpflicht11 Jahre9–10 Jahre (je nach Bundesland)
SchulspracheHochdeutsch, Alltag oft SchwyzerdütschHochdeutsch
Schulwegeviel zu Fuß oder mit dem Velooft Schulbus oder Elterntaxi
Berufsausbildungsehr beliebt nach der 9. Klasseoft erst nach dem Abitur

Welche Sprache spricht man in der Schule?

Die Schweiz hat vier Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Welche Sprache in der Schule gesprochen wird, hängt davon ab, in welchem Teil der Schweiz man lebt:

  • In der Deutschschweiz sprechen die meisten Menschen im Alltag Schwyzerdütsch, unterrichten wird aber auf Hochdeutsch.
  • In der Westschweiz, also der französischen Schweiz (z. B. in Genf oder Lausanne), ist Französisch die Unterrichtssprache.
  • In der italienischen Schweiz rund um Tessin wird auf Italienisch unterrichtet.
  • In kleinen Regionen des Kantons Graubünden wird sogar auf Rätoromanisch unterrichtet, einer sehr alten Sprache, die nur noch wenige Menschen sprechen.

Alle Kinder lernen in der Schule auch mindestens eine andere Landessprache – also zum Beispiel ein Kind aus Zürich lernt Französisch oder Italienisch. Später kommt oft noch Englisch dazu. 

RegionLandesspracheUnterrichtsspracheBeispiele
DeutschschweizDeutschHochdeutsch (Alltag: Schwyzerdütsch)Zürich, Bern, Basel
Westschweiz (Romandie)FranzösischFranzösischGenf, Lausanne, Neuchâtel
Italienische SchweizItalienischItalienischLugano, Bellinzona (Tessin)
Rätoromanisches GebietRätoromanischRätoromanisch (teilweise zweisprachig)Teile von Graubünden

Matura oder Lehre?

In der Schweiz entscheiden sich viele Jugendliche nach der Schule für eine Lehre – eine Ausbildung in einem Betrieb. Das ist ganz normal und wird sehr geschätzt. Nur ein Teil der Schüler macht die Matura, um später an einer Universität zu studieren. Beide Wege gelten als gleichwertig.

Was kommt nach der Schule?

Viele Kinder hören mit der Schule in der Schweiz schon nach der neunten Klasse auf. Und sie machen im Anschluss eine Ausbildung, oftmals auch in einem kaufmännischen Beruf. Das ist nichts Ungewöhnliches. Während in Deutschland die meisten Eltern ihre Kinder auf das Gymnasium schicken wollen, damit sie das Abitur machen und im Anschluss studieren, ist das den Schweizern offenbar nicht so erstrebenswert. Eine Ausbildung außerhalb der Universität gilt vielen als genauso in Ordnung und nicht jeder braucht unbedingt das Abitur.

Kinder fragen zur Schule in der Schweiz

Wann beginnt die Schule in der Schweiz?
Die Schulpflicht beginnt mit etwa vier Jahren im Kindergarten – früher als in Deutschland.

Was ist das Schulobligatorium?
Das heißt, dass jedes Kind elf Jahre lang zur Schule gehen muss.

Was ist die Matura?
Die Matura ist das Schweizer Abitur, mit dem man an Universitäten studieren kann.

Was ist s’Gymi oder d’Kanti?
So nennen die Schweizer das Gymnasium, also die Schule für den Weg zur Matura.

Sprechen Schweizer Kinder Hochdeutsch in der Schule?
Ja – das ist die Unterrichtssprache. In den Pausen wird aber oft Schwyzerdütsch gesprochen und die regionalen Dialekte. 

letzte Aktualisierung am 25.07.2025