Bhutan
Legenden statt Wissen
Die ersten Bewohner des Landes werden Thepu genannt. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen über das Leben der Menschen von damals, umso mehr Legenden werden erzählt.
Die ersten Menschen besiedeln Bhutan
Man schätzt, dass die erste Besiedelung Bhutans so etwa 2000 Jahre v. Chr. begann. Damals kamen also die ersten Menschen auf das heutige Staatsgebiet und ließen sich dauerhaft nieder. Dieser Zeitpunkt wurde ermittelt, nachdem Archäologen Funde wie Steinwerkzeuge und Schmuck gefunden und dann gründlich untersucht haben.
Einflüsse aus Tibet
Ab dem 8. Jahrhundert geriet das Gebiet des heutigen Bhutan unter tibetische Herrschaft. Damals war es noch kein eigener Staat. Vielleicht hast du hier ja schon gelesen, dass die meisten Menschen in Bhutan dem Buddhismus anhängen. Nach Bhutan führte ihn im 8. Jahrhundert ein Mann namens Padmasambhava ein, das bedeutet "Lotosgeborener". Dieser Guru gilt als Begründer des Buddhismus in Tibet und dann eben auch in Bhutan.
Immer mehr Menschen aus Tibet siedelten nun auf dem Gebiet des heutigen Bhutan. Sie vermischten sich mit den Thepu und so entstand das Volk der Bhotia, was gleichbedeutend ist mit dem Begriff "Bhutaner“. Diese gründeten überall verteilt kleinere Fürstentümer. Die jeweiligen Fürsten bekämpften sich immer wieder untereinander. Diese Streiterei sollte nach einiger Zeit jedoch ein Ende nehmen, als ein Geistlicher aus Tibet namens Ngawang Namgyal alle Fürstentümer unter sich vereinte und sie nach tibetischem Vorbild zu regieren begann.
Von Großbritannien und Indien zur Unabhängigkeit
Ab 1910 bezahlte Bhutan das im benachbarten Indien herrschende Großbritannien, um Bhutan vor anderen umliegenden Staaten zu schützen. Als Großbritannien die Herrschaft über Indien verlor, übernahm Indien diese Aufgabe. 1907 wurde Bhutan zu einem Königreich.
1969 wurde die absolute Monarchie in eine konstitutionelle umgewandelt. Die Bevölkerung konnte also ein bisschen mehr mitreden. Im Jahre 1972 wurde Bhutan dann schließlich ein unabhängiger Staat. Indien beeinflusst das Land weiterhin.
Bhutan bekommt als letztes Land der Welt Fernsehen
Wenn du gerne manchmal fernsiehst, hättest du es bis 1999 in Bhutan ganz schön schwer gehabt. Denn erst dann wurde das Fernsehen im Land eingeführt. Bhutan hat somit als letztes Land auf der Welt das Fernsehen eingeführt. Aber warum? Schauen Bhutaner nicht gerne Fernsehen? Daran liegt das nicht. Vielmehr hatten die bhutanischen Könige gegen Ende der 1980er-Jahre Angst vor der "Entfremdung" des Landes und dem Verlust der bhutanischen Kultur.
Ein Grund dafür war, dass sehr viele Nepalesen während des 20. Jahrhunderts eingewandert waren und schon 45 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Der König hat also einfach entschieden, alle nach 1958 eingewanderten Nepalesen rauszuwerfen. Diese haben da aber schon seit vielen Generationen gelebt und sind heimisch geworden in Bhutan. Es kam zu Auseinandersetzungen, Gewalt und der Vertreibung vieler Nepalesen aus Bhutan.
Auch Touristen waren kaum im Land erlaubt, da die nach Meinung des Königs die bhutanische Kultur entfremden würden. Aus demselben Grund gab es auch lange kein Fernsehen.
Demokratie für alle! Oder wollen die gar nicht?
Man könnte ja meinen, dass es ganz schön ist, wenn in einem Staat möglichst viele mitbestimmen können. So werden die Bedürfnisse verschiedenster Menschen, die ja alle Teil der Bevölkerung sind, berücksichtigt. Dies erscheint gerechter, als wenn nur einer oder wenige über viele entscheiden. Logisch? Naja, die Bhutaner sehen das ein wenig anders.
Sie verehren das Königshaus wie Heilige und waren auch nicht allzu begeistert, als der König selbst 2007 Wahlen zum Nationalrat ermöglichte. Seitdem ist Bhutan nun eine demokratische konstitutionelle Monarchie. Hätte man die Bevölkerung gefragt, ob sie gefragt werden möchte, hätten sie wahrscheinlich überwiegend Nein gesagt. So hat aber die Monarchie in Bhutan die Demokratie bestimmt. Vielleicht hatte der König ja keine Lust mehr, alles selbst zu entscheiden.
Das Land des Donnerdrachens oder das Ende Tibets?
Die Bhutaner haben ihren Staat übrigens gar nicht selbst getauft. Stattdessen haben die britischen Einwanderer es "Bhot-anta" genannt, was so viel wie "das Ende Tibets" bedeutet. Einfach, weil es hinter Tibet liegt, zumindest gemäß der Richtung, aus der die Engländer kamen.
Die Bhutaner selbst tauften ihr Land schon viel früher "Druk Yul" - das Land des Donnerdrachens. Heute weiß man zwar nicht mehr so genau, warum, aber es klingt doch ziemlich spannend, oder?