Afghanistan
Religion in Afghanistan – was glauben die Menschen?
In Afghanistan spielt der Glaube eine sehr wichtige Rolle im Leben der Menschen. Die meisten Afghanen gehören zur Religion des Islam. Aber auch innerhalb dieser Religion gibt es Unterschiede. Daneben leben noch einige Menschen mit anderen Glaubensrichtungen im Land. Hier erfährst du, woran die Menschen in Afghanistan glauben, was sie feiern und wie Religion ihren Alltag bestimmt.
Islam – die größte Religion in Afghanistan
Die allermeisten Menschen in Afghanistan sind Muslime. Sie glauben an Allah, den einzigen Gott im Islam, und an den Propheten Mohammed. Es gibt zwei große Gruppen im Islam: Sunniten und Schiiten.
85 bis 90 Menschen in Afghanistan zählen zu den Sunniten, das ist die größte Gruppe in Afghanistan. Die Schiiten machen etwa 10–15 Prozent aus. Besonders viele Hazara, eine Volksgruppe in Afghanistan, gehören zum schiitischen Glauben. Leider werden sie im Land oft benachteiligt oder sogar verfolgt.
Die fünf Säulen des Islam
Muslime leben nach fünf wichtigen Regeln, die man die fünf Säulen des Islam nennt:
- Das Glaubensbekenntnis: Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.
- Das Gebet: Muslime beten fünfmal am Tag.
- Das Fasten im Ramadan: Einen Monat im Jahr verzichten sie tagsüber auf Essen und Trinken.
- Die Almosensteuer: Wer genug Geld hat, gibt einen Teil davon an arme Menschen.
- Die Pilgerreise nach Mekka: Wenn möglich, soll jeder Muslim einmal im Leben nach Mekka reisen.
Religiöse Feste in Afghanistan
Die wichtigsten Feste in Afghanistan sind: Das Zuckerfest (Eid al-Fitr), das am Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. Das Opferfest (Eid al-Adha), bei dem sich viele Familien ein Schaf teilen und das Fleisch mit Armen teilen.
Andere Religionen in Afghanistan
Fast alle Menschen in Afghanistan sind Muslime. Es gibt aber auch kleine Gruppen, die anderen Religionen angehören. Dazu gehören zum Beispiel Sikhs, Hindus und Christen. Diese Gruppen sind sehr klein und leben meist in größeren Städten. Sie dürfen ihren Glauben oft nicht öffentlich ausleben und haben es schwer. Religion bestimmt den Alltag. In vielen Städten hört man mehrmals am Tag den Gebetsruf aus den Moscheen. Viele Menschen richten ihren Tag nach den Gebetszeiten. Auch was gegessen wird, hängt oft vom Glauben ab. Zum Beispiel essen viele Muslime kein Schweinefleisch. Der Glaube gehört für viele Familien in Afghanistan ganz selbstverständlich zum Leben dazu.
Was ist eine Koranschule?
In einer Koranschule lernen Kinder und manchmal auch Erwachsene den Koran, das heilige Buch des Islam, kennen. Dort wird oft das Lesen und Auswendiglernen des Korans geübt. Der Koran ist auf Arabisch geschrieben, auch wenn viele Muslime in ganz anderen Sprachen sprechen. Nach der Machtübernahme des Taliban im Jahr 2021 hat sich die Zahl religiöser Schulen stark erhöht. Viele Mädchen haben nach der 6. Klasse keinen Zugang mehr zu einer normalen Schule. Religiöse Schulen sind dann oft die einzige Möglichkeit, überhaupt weiter lernen zu dürfen.
Was ist in Afghanistan besonders am Glauben?
In Afghanistan glauben fast alle Menschen an den Islam. Aber die Religion wird dort oft anders gelebt als in anderen Ländern – je nachdem, wo man wohnt oder zu welcher Volksgruppe man gehört.
Besonders ist, dass die Hazara, eine Volksgruppe im zentralen Hochland, Schiiten sind – also eine kleinere Glaubensgruppe. Sie werden leider oft schlechter behandelt als andere.
Bei den Paschtunen, der größten Volksgruppe, spielt neben dem Islam auch ein altes Stammesgesetz eine wichtige Rolle. Es heißt Paschtunwali. Darin geht es zum Beispiel um Ehre, Gastfreundschaft und Rache. Das zeigt: Religion und Tradition sind in Afghanistan eng miteinander verbunden.
Viele Jungen besuchen eine Koranschule, in der sie aus dem Koran lernen. In manchen Gegenden ist der Unterricht sehr streng, in anderen nicht so sehr.
Und Afghanistan hat auch wichtige religiöse Orte, zum Beispiel die große Moschee in Herat oder den Schrein in Masar-e Sharif, den viele Menschen besuchen, um zu beten.
Was hat Religion in Afghanistan mit den Taliban zu tun?
Die Taliban sagen, dass sie nach dem Islam leben und regieren wollen. Aber viele andere Muslime in Afghanistan – und auch in anderen Ländern – sehen das ganz anders. Denn die Taliban benutzen den Glauben oft, um strenge Regeln aufzustellen, die vielen Menschen das Leben schwer machen.
Zum Beispiel dürfen Mädchen und Frauen seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 nicht mehr zur Schule oder Universität gehen. Auch viele Berufe dürfen sie nicht mehr ausüben. Dabei steht im Islam nichts dagegen, dass Mädchen lernen dürfen – das sagen viele islamische Gelehrte.
Die Taliban nutzen den Glauben, um Macht zu behalten. Aber das hat wenig mit dem friedlichen Glauben vieler anderer Muslime zu tun. Viele Menschen in Afghanistan wünschen sich eine Religion, die gerecht ist und niemanden unterdrückt. Die Taliban sehen das anders und benutzen die Religion, um ihre Herrschaft auszuüben.


