Tschechiens Flagge Tschechien

Vor- und Frühgeschichte Tschechiens

Auf dem Gebiet des heutigen Staates Tschechien lebten schon in der Steinzeit Menschen. Ein bedeutender Fund ist die Venus von Dolní Věstonice. Diese Keramikfigur stellt eine Frau dar und ist um die 27.000 Jahre alt. Damals lebten die Menschen als Jäger und Sammler. Die Figur fand man bei der Ausgrabung eines Mammutjägerlagers. Auf ihrer Rückseite fand man übrigens den Fingerabdruck eines 11- bis 14-jährigen Kindes.

Ab 5300 v. Chr. wurden die Menschen hier sesshaft. Sie lebten nun als Bauern. Verschiedene Kulturen entwickelten sich, etwa die der Schnurkeramik, die der Glockenbecher oder in der Bronzezeit die Aunjetitzer Kultur. Ab etwa 450 v. Chr. siedelte ein keltischer Stamm hier: die Boier. Von ihnen leitet sich der Name Böhmen ab, der so viel wie Heimat der Boier bedeutet. Sie kamen aus dem Rhein-Main-Donau-Gebiet. Böhmen ist der westlichen Teil des heutigen Tschechien, Mähren der östliche.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. kamen germanische Stämme hierher: Die Markomannen ließen sich in Böhmen nieder und die Quaden in Mähren. Um 550 kamen dann Slawen von Osten her in das Gebiet. Einer dieser Slawen, ein Kaufmann namens Samo, gründete ein Reich, das auch die östlichen Gebiete des heutigen Tschechien umfasste.

Im 9. Jahrhundert gründeten die Mährer ein Reich. Es umfasste mit der Zeit auch Böhmen, Schlesien und Teile des heutigen Polens. Es hatte etwa einhundert Jahre Bestand, ehe es unter ungarische Herrschaft geriet und 907 zerfiel.

Herrschaft der Premysliden

Die Premysliden waren eine Herrscherfamilie aus Böhmen. Sie regierten ab dem 9. Jahrhundert in Böhmen. Im Jahr 924 übernahm der junge Wenzel die Herrschaft des noch kleinen Fürstentums. Er wurde einige Jahre später von seinem Bruder Boleslav ermordet. Wenzel wurde schon bald als Heiliger verehrt und schließlich zum Schutzpatron des Landes.

1003 fiel Böhmen kurzfristig an Polen, konnte aber zurückerobert werden. 1031 wurde Mähren angeschlossen. 1085 wurde Vratislav II. zum ersten böhmischen König gekrönt.

1305 wurde Wenzel III. König von Böhmen. Schon ein Jahr später wurde er ermordet. Damit endete die Dynastie der Premysliden.

Königreich Böhmen ab dem 14. Jahrhundert

Wenzel III. hatte keinen Thronfolger. Seine Schwester Elisabeth heiratete 1310 Johann von Luxemburg, den Sohn des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich VII. So kam das Haus Luxemburg auf den Thron in Böhmen und Mähren. Das Königreich Böhmen war nun eng ins Heilige Römische Reich eingegliedert.

Johanns Sohn Karl IV. wurde 1347 König von Böhmen. Ein Jahr später gründete er die nach ihm benannte Universität in Prag, die damit die älteste Universität nördlich der Alpen wurde. 1355 wurde Karl Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er wählte Prag zu seiner Residenzstadt. 1356 erließ Karl die Goldene Bulle, das wichtigste Gesetz des Reiches.

Jan Hus, ein Prediger aus Prag, übte zu Beginn des 15. Jahrhunderts Kritik an den Zuständen der Kirche, vor allem an der Habsucht und Verweltlichung der Geistlichen. Hus wurde aus der Kirche ausgeschlossen und 1414 als Ketzer verbrannt. Dennoch hatte Hus viele Anhänger gefunden, die sich nach ihm Hussiten nannten. 1419 bis 1434 kam es zu den Hussitenkriegen. Die Hussiten kämpften gegen die böhmischen Könige und die römisch-katholische Kirche, was zu Machtverlusten Böhmens führte.

Ab 1471 regierten die polnisch-litauischen Jagellionen in Böhmen. 1526 starb der böhmische König ohne Nachkommen. Man wählte seinen Schwager zum neuen König, den Habsburger Ferdinand I., der auch Kaiser im Heiligen Römischen Reich war. Zwischen 1526 und 1918 herrschten darum nun die Habsburger im Königreich Böhmen.

Der Prager Fenstersturz und seine Folgen

Böhmen war während der Reformation protestantisch geworden. Ferdinand II. wurde 1617 böhmischer König und setzte sich nun eifrig für die katholische Gegenreformation ein. Die böhmischen Fürsten waren empört, versammelten sich in der Prager Burg, dem Sitz des Königs, und warfen zwei Statthalter des Königs aus dem Fenster. Denn diese Statthalter waren ein Symbol sowohl für den ungewollten König als auch für die katholische Seite. Man spricht auch vom Prager Fenstersturz. Er wurde zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges. Böhmen wurde nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg katholisch. Bis 1918 wurde es nun von Wien aus regiert.

letzte Aktualisierung am 06.03.2024