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Geschichte von Schleswig-Holstein

Steinzeit in Schleswig-Holstein: Megalithen und Ochsenweg

In der Steinzeit wurde das Gebiet des heutigen Schleswig-Holstein besiedelt. Jäger und Sammler zogen in der Altsteinzeit hier herum. In der Jungsteinzeit ließen sich die Menschen ab etwa 4000 v. Chr. hier nieder und begannen Ackerbau zu treiben. Zwischen 3500 und 2800 v. Chr. bauten sie etliche Megalithanlagen. Das sind Bauten aus großen Steinen, den Megalithen. In diesen wurden die Menschen begraben.

Bekannte Anlagen sind zum Beispiel der Brutkamp in Albersdorf, die Hünenbetten in Archsum auf Sylt, das Großsteingrab Blankensee in Lübeck oder das Großsteingrab Dellbrück im Kreis Dithmarschen. Rund 100 Megalithbauten sind erhalten. Auch ein paar Menhire hat man gefunden, nämlich sieben Stück. Diese großen, einzeln stehenden "Hinkelsteine" stammen wohl aus der gleichen Zeit wie die Großsteingräber.

Wahrscheinlich schon in der Bronzezeit wurde der Ochsenweg angelegt. Er führte vom heutigen Dänemark aus nach Süden. Flensburg und Schleswig würden heute auf der Route liegen. Und in Rendsburg teilte sich der Weg in eine westliche und eine östliche Route, die in Uetersen wieder zusammenkamen und bis nach Wedel führten. Den Namen Ochsenweg erhielt der alte Landweg, der auch Heerweg genannt wird, weil ab dem 16. Jahrhundert Rinder aus dem Norden zur Mast in die Marschen getrieben wurden. In Wedel befand sich der Ochsenmarkt.

Völkerwanderung und frühes Mittelalter in Schleswig-Holstein

Mit der Zeit bildeten sich Volksstämme der Germanen heraus. In Schleswig-Holstein lebten ganz im Norden Jüten, südlich von ihnen die Angeln. Im Südosten des heutigen Bundeslandes lebten die Warnen, im Südwesten Nordseegermanen.

In der Zeit der Völkerwanderung verließen viele Germanen ihr Siedlungsgebiet und zogen nach Westen oder Südwesten. Das taten auch die Angeln, die Britannien besiedelten und dort mit den Sachsen und anderen Gruppen zu den Angelsachsen verschmolzen.

Dänen und Jüten drangen nun nach Süden vor und besiedelten das Gebiet. Um 770 gründeten die Dänen Haithabu. Der Ort entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Handelsplätze des frühen Mittelalters.

Das dänische Gebiet grenzte aber an das anderer Stämme. So lebten nun seit dem 7. Jahrhundert im Westen die Friesen, im Osten der slawische Stamm der Abodriten und im Südwesten der sächsische Stamm der Holsten. Nach ihnen wurde später Holstein benannt.

Um sich gegen die Sachsen zu schützen, errichteten die Dänen das Danewerk, einen Schutzwall.

811 schlossen die Sachsen, die zum Frankenreich gehörten, mit den Dänen Frieden. Die Eider wurde als Grenze festgelegt und dann als eine Linie bis Eckernförde weitergeführt. Hier lag also die Grenze zwischen dem Dänenreich und dem Frankenreich.

12. bis 14. Jahrhundert: Schauenburger Herrschaft und Hanse

Die Grenze der Eider blieb zwar bestehen, doch sie verlor im 12. Jahrhundert zunehmend ihre Bedeutung. Im Norden entwickelte sich ab 1200 das Herzogtum Schleswig. Es zog sich aber viel weiter nach Norden als heute. In Holstein, das zunächst eine Grafschaft war, herrschte seit 1110 die Adelsfamilie der Schauenburger.

Dänemark versuchte unter dem dänischen König Waldemar II., auch die Herrschaft über Holstein zu gewinnen, scheiterte jedoch in der Schlacht von Bornhöved im Jahr 1227. Dem Grafen Adolf IV. von Schauenburg und Holstein standen eine Reihe norddeutscher Fürsten bei und so wurde die Schlacht gewonnen.

Ab 1250 entwickelte sich die Hanse zu einer bedeutenden Macht mit Lübeck als Zentrum. Kaufleute und später Städte boten sich in diesem Zusammenschluss gegenseitigen Schutz.

Ab 1261 teilte sich die Familie der Schauenburger in mehrere Linien, ab 1390 hatte Holstein-Rendsburg den größten Teil inne. Mehrfach erhielten die Holsteiner Grafen das dänische Gebiet als Lehen, sodass beide Landesteile unter einer Herrschaft standen.

Schleswig-Holstein im 15. und 16. Jahrhundert: von wegen ungeteilt

1459 starb Adolf VIII. von Schauenburg ohne Nachkommen. Sein Neffe war aber der König von Dänemark, Christian I. Er wurde 1460 im Vertrag von Ripen zum Herzog beider Gebiete gewählt. In diesem stand auch, dass beide Landesteile up ewig ungedeelt, also nicht geteilt werden sollten.

Daran aber hielt man sich später nicht. Schleswig gehörte zudem als Lehen zu Dänemark, Holstein aber zum Heiligen Römischen Reich. Die dänischen Könige waren durch diese Konstellation zugleich deutsche Reichsfürsten. Bis 1864 dauerte die dänische Herrschaft.

1474 entstand aus der Grafschaft Holstein-Rendsburg dann das Herzogtum Holstein. 1544 wurde der Vertrag von Ripen gebrochen, denn Christian III. übergab Teile der schleswig-holsteinischen Herzogtümer an seine Halbbrüder. So entstanden die Linien Schleswig-Holstein-Gottorf und Schleswig-Holstein-Hadersleben. Hadersleben existierte aber nicht lange, denn der neue Herzog hatte keine Nachkommen.

Ein paar Jahre später wurde wieder ein Teil abgegeben und es entstand zusätzlich das Herzogtum Schleswig-Holstein-Sonderburg. Der neue Herzog von Sonderburg wurde aber nicht durch die Stände der Herzogtümer anerkannt. Er wurde zum ersten der sogenannten Abgeteilten Herren. Der Sonderburger Teil verfiel durch weitere Aufteilungen, die später größtenteils ausstarben.
 

17. und 18. Jahrhundert: Königlich und herzoglich

Übrig von den Teilgherzogtümern blieb Schleswig-Holstein-Gottorf. Dieses Herzogtum hatte ihren Stammsitz in Schloss Gottorf bei Schleswig.

Schleswig-Holstein entwickelte sich nun zu einem Flickenteppich, denn es gab königliche (dänische) Anteile und herzogliche (gottorfsche) Anteile sowie von beiden regierte Anteile.

Im 17. Jahrhundert führte das zunehmend zu Konflikten. Gottorf wandte sich mehr Schweden zu. Darum besetzte Dänemark immer wieder herzogliche Anteile.

Im Großen Nordischen Krieg stand Gottorf so auch auf der Seite Schwedens. Weil Schweden diesen aber verlor, übernahm Dänemark 1713 alle herzoglichen Anteile in Schleswig. Den Gottorfern blieb nur Besitz in Holstein.

1773 kam im Vertrag von Zarskoje Selo auch dieses Gebiet fast ganz unter dänische Herrschaft. Man spricht nun vom dänischen Gesamtstaat. Neben Dänemark gehörte dazu Norwegen und die Herzogtümer Schleswig und Holstein. Holstein blieb dennoch Teil des Heiligen Römischen Reichs.

19. Jahrhundert in Schleswig-Holstein: Dänisch oder deutsch?

Während im Herzogtum Holstein nur Deutsche lebten und man 1815 Mitglied des Deutschen Bundes wurde, sah das im Herzogtum Schleswig anders aus. Dort lebten nämlich Dänen, Deutsche und im Westen auch noch Friesen. Der nördliche Teil war eher dänisch geprägt, der südliche eher deutsch.

Als überall die deutsche Nationalbewegung Fahrt aufnahm, kam es auch in Schleswig-Holstein zu einem Aufstand gegen Dänemark. Die Schleswig-Holsteinische Erhebung entwickelte sich zum Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg. Er begann 1848 und endete 1850 mit einem Sieg der Dänen.

Deutsch-dänischer Krieg

Doch 1864 kam es wieder zum Krieg. Dieser wird als Deutsch-Dänischer Krieg oder Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg bezeichnet. Wieder ging es vor allem um die Zugehörigkeit Schleswigs. Nachdem Dänemark versucht hatte, Schleswig ganz in sein Königreich einzubinden, marschierten preußische und österreichische Truppen in Schleswig ein. Sie eroberten schließlich auch den Rest der Halbinsel Jütland und zwangen Dänemark im Frieden von Wien die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg (ein kleines Herzogtum im Südosten, alle drei wurden auch als Elbherzogtümer bezeichnet) an die beiden deutschen Großmächte Preußen und Österreich abzugeben.

Preußische Provinz

Zwei Jahre regierten sie das Gebiet gemeinsam (österreichisch-preußisches Kondominium), bis sie sich zerstritten und es im Deutschen Krieg 1866 ganz zu Preußen kamen. Die preußische Provinz Schleswig-Holstein wurde gegründet. So lag sie ab 1867 dann im Deutschen Bund, ab 1871 im Deutschen Kaiserreich.

Teilung Schleswigs

Der Kieler Matrosenaufstand führte 1918 zur Novemberrevolution, die den Ersten Weltkrieg beendete und zur Abdankung des Kaisers führte.

Nach dem Ersten Weltkrieg drangen die Siegermächte 1920 auf eine Volksabstimmung in Schleswig. Im Norden sprach sich eine Mehrheit für die Zugehörigkeit zu Dänemark aus, im Süden eine für den Verbleib im Deutschen Reich. So kam es zur Teilung. Nordschleswig gehört seitdem zu Dänemark, Südschleswig zu Deutschland. Die Beziehungen sind aber nach wie vor eng. Viele Grenzbewohner pendeln zur Arbeit oder zum Einkaufen über die Grenze.

Im Zweiten Weltkrieg kam es insgesamt zu wenigen Luftangriffen, doch Kiel, Lübeck und Flensburg wurden getroffen. Nach dem Krieg gehörte Schleswig-Holstein zur Britischen Besatzungszone. Aus der preußischen Provinz wurde 1946 eines der deutschen Bundesländer.

Schleswig-Holstein nach dem Zweiten Weltkrieg

Als erster Ministerpräsident wurde Theodor Steltzer (CDU) von den Briten eingesetzt. Auch ein erster Landtag wurde noch von der britischen Militärregierung ernannt. Zur Hauptstadt wurde Kiel und nicht Schleswig. Am 20. April 1947 wurde erstmals ein Landtag gewählt. Die SPD erhielt eine Mehrheit und konnte allein regieren.

Noch vor Ende des Krieges und danach kamen viele Flüchtlinge nach Schleswig-Holstein. Im Vergleich mit den anderen westdeutschen Flächenstaaten nahm das nördlichste Bundesland sogar die meisten Flüchtlinge auf. 1946 wohnte eine Million mehr Menschen in Schleswig-Holstein als 1939.

Es mangelte an Wohnungen, Essen und Arbeitsplätzen. Erst in den 1950er Jahren konnten Wohnungen in großem Umfang gebaut werden. Zahlreiche Flüchtlinge zogen aber auch in andere Bundesländer um, da Schleswig-Holstein nicht allen Arbeit bieten konnte.
 

Anti-Atomkraft und Schneekatastrophe

Ab 1976 kam es in Brokdorf, wo der Bau eines Kernkraftwerks geplant wurde, zu langjährigen Protesten. Sie waren einer der Höhepunkte der Anti-Atomkraft-Bewegung. 1981 kamen bei einer Großdemonstration sogar 100.000 Menschen. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Ein weiteres Ereignis ist in den Köpfen vieler älterer Schleswig-Holstein noch präsent: die Schneekatastrophe von 1978/79. Es schneite so sehr, dass viele Dörfer abgeschnitten waren. In Ostholstein lag der Schnee bis zu 70 Zentimeter hoch. Dazu kamen ein Schneesturm und eisige Kälte. Mancherorts räumten Panzer die Straßen frei.

Barschel-Affäre

Bundesweites Aufsehen erregte die Barschel-Affäre im Herbst 1987. Im Wahlkampf zur Landtagswahl im September wurde der SPD-Spitzenkandidat, Björn Engholm, offenbar bespitzelt.

Der Journalist Reiner Pfeiffer gab an, er hätte dies im Auftrag des CDU-Politikers und Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, getan.

Der bestritt das, gab sein Ehrenwort, trat dann aber doch zurück. Barschel übernahm die politische Verantwortung, bestritt aber weiterhin jegliche persönliche Schuld. Am 11. Oktober fand man Uwe Barschel dann tot in der Badewanne eines Genfer Hotels. Die Umstände wurden nie vollständig aufgeklärt.

Bei der Wahl gab es zunächst ein Patt, darum wurden Neuwahlen ausgeschrieben. Die gewann nun die SPD. Björn Engholm wurde Ministerpräsident.

Erst 1993 kam heraus, dass die SPD-Spitze schon viel früher von der Bespitzelung Kenntnis hatte. Engholm trat daraufhin zurück.

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letzte Aktualisierung am 13.02.2024