Bosnien und Herzegowinas Flagge Bosnien und Herzegowina

Spannungen in Jugoslawien

Die Zustände in Bosnien und Herzegowina besserten sich nach dem Zweiten Weltkrieg langsam. Wirtschaftlich und gesellschaftlich ging es den Menschen besser. Doch leider hielt dieser Zustand nicht an. Schon in den 1970er Jahren ging das Wirtschaftswachstum zurück und viele Menschen verloren ihre Arbeit. Angesichts der sich verschlechternden Zustände verließen einige das Land.

Je schlechter die Situation im Land wurde, desto mehr gaben sich die verschiedenen Volksgruppen in Jugoslawien gegenseitig die Schuld. So erhielten nationalistische Gruppierungen immer mehr Zulauf. Mit dem Tod des Anführers Josip Broz Tito im Mai 1980 eskalierte die Situation. Er hatte das Land bis dahin, so gut es möglich war, zu einen versucht. Mit seinem Tod jedoch zerbrachen auch der jugoslawische Nationalgedanke und die Einheit, die zuvor auch schon immer ziemlich brüchig war. 

Unabhängigkeitserklärung

Nacht Titos Tod verschlimmerten sich die Zustände im Land und die problematische Wirtschaftssituation führte zu immer mehr Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Die neue Regierung unterdrückte alle Demokratiebewegungen gewaltsam, beispielsweise den Studentenaufstand im Kosovo 1981. Die Nationalisten erhielten stärkeren Zuspruch aus der Bevölkerung.

1987 wurde Slobodan Milošević zum Vorsitzenden der serbisch-kommunistischen Partei ernannt. Er begann sogleich, die Vormachtstellung der Serben auszubauen, was von den anderen Teilrepubliken jedoch kritisch betrachtet wurde.

Als es 1990 zu freien Wahlen kam, kristallisierten sich in Bosnien und Herzegowina drei Parteien heraus, die jeweils überwiegend eine Volksgruppe repräsentierten. Es gab eine Partei für die Bosniaken, eine für die Serben und eine für die Kroaten. Die neue Regierung ließ eine Umfrage zum Verbleib in Jugoslawien durchführen. Die Kroaten und Bosniaken sprachen sich dabei für den Austritt aus, die Serben enthielten sich. Die Unabhängigkeit wurde am 3. März 1992 ausgerufen.

Der Bosnienkrieg (1992-1995)

Die Serben in Bosnien und Herzegowina waren gegen einen Austritt aus Jugoslawien und gründeten unabhängig vom Rest der Regierung einen eigenen Staat. Mit der Unterstützung der jugoslawischen Armee (die den Austritt Bosnien und Herzegowinas ebenfalls verhindern wollte) gingen sie gegen die Kroaten und Bosniaken vor, um die Macht über das Land zu erhalten und es wieder an Jugoslawien anzuschließen.

Schon im Mai 1992 hatten sie durch ihre militärische Stärke zwei Drittel des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Dazu kam noch, dass sich auch die Koalition der Kroaten und Bosniaken auflöste, denn die beiden Parteien zerstritten sich. Der Bürgerkrieg fand nun also zwischen allen drei Volksgruppen statt, wobei die muslimischen Bosniaken am schlechtesten ausgestattet waren.

Die Vereinten Nationen versuchten, den Konflikt zu schlichten und wollten das Land in drei unabhängige Teilgebiete aufteilen. Doch die Serben beanspruchten mindestens die Hälfte des Landes. Trotz Bemühungen und Schutzzonen kam es also weiter zu Kämpfen und Übergriffen, bei denen bis Ende des Krieges mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben kamen.

Das Massaker von Srebrenica

Kriegsverbrechen wie der Genozid von Srebrenica im Juli 1995 sind bezeichnend für die grausamen "ethnischen Säuberungen" im Bosnienkrieg. So bezeichnet man den grausamen Mord an Menschen aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit. Viele bosnische Muslime flüchteten vor den Auseinandersetzungen in Zufluchtsstätten wie den Ort Srebrenica.

Doch der Ort wurde nicht ausreichend geschützt und schon bald von den serbischen Truppen eingenommen, die mehr als 7000 Menschen, hauptsächlich Bosniaken, ermordeten. Bis heute wurden noch nicht alle Schuldigen zur Rechenschaft gezogen. Das Massaker von Srebrenica steht damit auch für das Wegschauen der Völkergemeinschaft vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Allerdings hat das Oberste Gericht der Niederlande am 19. Juli 2019 ein Urteil bestätigt, nach dem die Niederlande für den Tod von 350 muslimischen Männern im Juli 1995 mitverantwortlich gemacht wurden.

Einigung

Erst 1993 kam es im September zu Gesprächen zwischen dem Anführer der Kroaten und dem der Serben, die im darauffolgenden Frühjahr ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten. Die neu gegründete "Bosniakisch-Kroatische Föderation" erhielt zwei Drittel des Landes. Die Übergriffe fanden jedoch weiterhin kein Ende.

Nach massiven militärischen Einsätzen kam es im Dezember 1995 endlich zu Friedensverhandlungen und dem Abkommen von Dayton. Die drei Vertreter der Volksgruppen - Slobodan Milošević (Serbien), Franjo Tudjman (Kroatien) und Alija Izetbegovic (Bosnien) - einigten sich auf einen Kompromiss, nachdem das Land als geeinigtes Bosnien und Herzegowina bestehe, dabei aber innerhalb des Landes sowohl ein serbisches als auch ein bosniakisch-kroatisches Teilgebiet errichtet werden sollten. An der Regierung sollte jede Volksgruppe gleichstark vertreten sein.

Aufbau von Bosnien-Herzegowina

In den Jahren nach dem Abkommen wurden Wahlen abgehalten, eine gemeinsame Währung eingeführt und ein gemeinsamer Wirtschaftsraum errichtet. Der Aufbau des Landes ist bis heute nicht vollendet und einige Kriegsverbrecher wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Dennoch ist es im Land, bis auf gelegentliche Spannungen, heute friedlich.

Auf Zoran Tegeltija folgte 2023 Borjana Krišto als Regierungschefin

Am 5. Dezember 2019 sprach das Parlament der neuen Regierung unter Zoran Tegeltija das Vertrauen aus. Seit 1998 ist dieser Mitglied der SNSD, der stärksten Partei der Serben in Bosnien und Herzegowina.

Auf ihn folgte als erste Ministerpräsidentin von Bosnien-Herzegowina Borjana Krišto. Sie wurde am 28. Dezember 2022 vom Parlament gewählt und trat im Januar 2023 ihr Amt als Regierungschefin von Bosnien-Herzegowina an.

letzte Aktualisierung am 23.06.2023