Frankreich
Kinderbetreuung Frankreich

In Frankreich ist es ganz normal, dass Kinder schon früh tagsüber betreut werden. Viele Kinder gehen in eine Krippe oder später in die École maternelle, wenn sie noch sehr klein sind. Meist kehren Mütter schon bald nach der Geburt zur Arbeit zurück. Der Begriff Maman – das heißt „Mama“ – bedeutet hier, neben dem Haushalt, oft zusätzlich Beruf und Kinderbetreuung. Deshalb verbringen Kinder häufig viel Zeit in Tagesbetreuung und Ganztagsschulen.
Doch inzwischen diskutieren viele Eltern, ob das gut ist. Vielleicht wünschen sich Kinder einfach mehr Zeit mit Mama oder Papa? Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland fragen sich Familien: Was ist sinnvoll – Betreuung oder mehr gemeinsame Zeit?
Vergleich: Frankreich & Deutschland

Auch in Deutschland kommen immer mehr Kleinkinder in Kindertagesstätten. Die Meinungen darüber gehen auseinander: Natürlich ist es schön, Freunde im Kindergarten und in der Schule zu treffen. Aber wenn Kinder krank sind, wünschen sich alle, dass Mama oder Papa da sind. Optimal wäre, wenn Familien selbst entscheiden können – und vielleicht auch die Kinder gefragt würden. Doch auch in Deutschland hat sich einiges in den letzten Jahren geändert. Jüngere Kinder werden betreut und Ganztagsbetreuung gibt es mittlerweile auch schon an vielen Schulen.
Kinderbetreuung im Vergleich
In der folgenden Tabelle erhältst du einen kleinen Überblick über die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich:
Thema | Frankreich | Deutschland |
---|---|---|
Betreuung ab | Schon ab 3 Monaten in der Krippe | Oft erst ab 1 Jahr oder später |
Pflicht zur Vorschule | Ab 3 Jahren verpflichtend (École maternelle) | Vorschule freiwillig (Kindergarten) |
Ganztagsbetreuung | Sehr verbreitet, auch in der Grundschule | Weniger verbreitet, oft nur Halbtagsangebote |
Kosten | Staatlich stark gefördert, oft günstiger | Je nach Bundesland und Einkommen unterschiedlich |
Mittagessen | Fester Bestandteil in Schulen und Kitas | Nicht überall angeboten |

Schulsystem & Bildungschancen
In Frankreich absolvieren fast 90 % aller Schüler*innen das Baccalauréat („Abi“), also erreichen die Hochschulreife. Das ist deutlich mehr als in Deutschland – daher sind viele Eltern Frankreichs stolz darauf.
Viele junge Erwachsene studieren später weiter, bleiben aber oft zuhause bei ihren Eltern – anders als in Deutschland, wo viele mit 18 ausziehen. Trotzdem hängt der Erfolg eines Kindes häufig von der Herkunft ab: Auch 2025 leben rund 3 Millionen Kinder in Armut – Meist stammen sie aus Familien, in denen die Mütter die Kinder alleine groß ziehen oder sie gehören zu Familien, die nach Frankreich eingewandert sind, haben also einen so genannten “Migrationshintergrund”.
Was heißt „Integration“?
Integration bedeutet, dass alle Menschen – egal woher sie kommen – gut in einer Gesellschaft mitmachen können. Das heißt zum Beispiel: dieselbe Sprache sprechen, zur Schule gehen, einen Beruf lernen, Freunde finden und sich zugehörig fühlen.
Wie versucht Frankreich, Integration umzusetzen?
In Frankreich gibt es viele Ganztagsschulen, in denen Kinder gemeinsam lernen, essen und spielen. In der Vorschule lernen schon Dreijährige Französisch – das hilft Kindern mit anderer Muttersprache. Auch beim Mittagessen in der Schule begegnen sich Kinder aus allen Familien. Trotzdem gelingt Integration nicht immer. In manchen Stadtteilen fühlen sich Kinder mit Migrationshintergrund ausgeschlossen oder nicht verstanden. Deshalb fordern viele, dass es mehr Unterstützung und bessere Chancen für diese Kinder geben soll.
Was heißt „Banlieue“ eigentlich?
Das Wort „Banlieue“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „Vorort“. Es bezeichnet aber nicht einfach nur einen Stadtteil außerhalb des Zentrums, sondern oft auch Gebiete, in denen viele arme Menschen leben – häufig mit Migrationshintergrund.
Was Kinder aus der Banlieue sagen
„Manchmal denke ich, die Leute sehen nur, wo ich wohne, aber nicht, wer ich bin. Ich will einfach zur Schule gehen, was lernen und später einen guten Job haben.“
– Samira, 12 Jahre, lebt in einer Banlieue bei Paris
Leben in den Banlieus

In Frankreich nennt man die Vororte großer Städte Banlieues. Viele Menschen mit ausländischen Wurzeln leben dort, oft in großen Wohnblöcken und Hochhäusern. Besonders Jugendliche aus diesen Familien haben es schwer: Viele finden keinen Job und fühlen sich ausgeschlossen.
Manche sind so frustriert, dass sie ihre Wut auf der Straße zeigen. Sie zünden Autos an oder zerstören Dinge. Damit wollen sie auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen. Doch leider bringt das selten etwas – im Gegenteil: Oft werden sie dafür bestraft, kommen ins Gefängnis und fühlen sich danach noch schlechter.
Viele Politiker in Frankreich streiten darüber, wie man das ändern kann. Manche Menschen sagen, die Jugendlichen seien selbst schuld, andere wollen ihnen mehr Chancen geben. Eine wirkliche Lösung hat bisher niemand gefunden.
Schönheitswettbewerbe für Kinder: Kleine Models auf der Bühne?
Frankreich ist bekannt für Mode – Paris gilt als die Hauptstadt der Modewelt. Doch in letzter Zeit gibt es auch Schönheitswettbewerbe für Kinder, meist für Mädchen. Schon Sechsjährige laufen über Laufstege, tragen Abendkleider, Stöckelschuhe und Make-up. Manche Eltern kleiden ihre Kinder wie Erwachsene, um bei Wettbewerben wie „Miss Mini“ zu gewinnen.
Natürlich macht es vielen Kindern Spaß, sich zu verkleiden und zu schminken – das kennt ihr sicher auch von Zuhause. Aber bei diesen Wettbewerben geht es um mehr: Es schauen viele Leute zu, die Kinder werden bewertet, und das kann ganz schön stressig sein.
Deshalb fordern viele in Frankreich, diese Wettbewerbe zu verbieten. Noch besser wäre es, wenn niemand mehr hingeht – dann gäbe es sie vielleicht bald gar nicht mehr.
Kinder fragen, wir antworten
Was bedeutet „Banlieue“ auf Deutsch?
„Banlieue“ heißt übersetzt „Vorort“. In Frankreich meint man damit oft Stadtteile, in denen es soziale Probleme gibt.
Warum sind viele Jugendliche in den Banlieues wütend?
Viele haben keine Arbeit und fühlen sich ausgeschlossen. Sie denken, dass sie keine fairen Chancen im Leben haben.
Was ist ein Kinderschönheitswettbewerb?
Das ist ein Wettbewerb, bei dem Kinder wie Models auftreten – mit Kleidern, Make-up und allem, was dazugehört.
Dürfen Kinder in Frankreich an Schönheitswettbewerben teilnehmen?
Ja, das ist (noch) erlaubt. Aber viele Menschen wollen das ändern, weil es den Kindern schaden kann.
Warum sind solche Wettbewerbe umstritten?
Weil Kinder dort wie Erwachsene aussehen und beurteilt werden – das kann sehr belastend sein und ist nicht kindgerecht.