Pakistan
Keine Gleichberechtigung in Pakistan
In der pakistanischen Verfassung von 1973 steht, dass zwischen Männern und Frauen in Pakistan keine Unterschiede gemacht werden dürfen. Doch das Leben für Frauen und Mädchen ist in Pakistan gefährlicher als an vielen anderen Orten der Welt. Nur im Kongo und in Afghanistan ist es noch gefährlicher. Pakistan gehört zu den Ländern, in den Mädchen und Frauen oft kein unbeschwertes Leben führen können und dem Risiko von Misshandlungen bis zum Verlust ihres Lebens ausgesetzt sind. Und das nur weil sie weiblich sind. Warum ist das so?
Hochzeit statt Schule
Gründe gibt es viele. Alte Sitten und Traditionen sind in Pakistan noch sehr wichtig. Für Männer und für Frauen. Und viele Frauen haben es ja gar nicht gelernt, sich zu widersetzen oder überhaupt ihre Rolle zu hinterfragen. Wie sollten sie auch? Ihre Eltern leben ihnen das traditionelle Leben vor und in die Schule gehen sie nicht. Woher sollen sie wissen, dass Frauen auch ein selbstbestimmtes Leben führen können?
Viele Mädchen werden schon sehr jung verheiratet. Das trifft übrigens nicht nur auf Muslime zu, sondern auch auf die Christinnen, die - wenn auch in geringerer Zahl - in Pakistan leben. So ist diese Zwangsverheiratung nicht nur dem Glauben geschuldet, sondern vielleicht eher der kulturellen Tradition des Landes. Die Frauen wohnen dann meist bei den Schwiegereltern. Wenn sie sich mit diesen nicht verstehen sollten, haben sie eben Pech.
Einfluss der Taliban
Vor allen in den Gebieten an der Grenze zu Afghanistan werden die Frauen oft schlecht behandelt. Wer hier wählen möchte, muss dies unter Umständen mit dem Leben büßen. Hier fordern die Stammesregeln, dass Frauen sich nicht in das Leben in aller Öffentlichkeit einmischen dürfen und schon gar nicht in die Politik. Frauen dürfen nichts besitzen, sie können auch nichts erben, um dann vielleicht selbstständig leben zu können, wenn sie schon nicht arbeiten. In Pakistan spielen Frauen im öffentlichen Leben keine Rolle. Man sieht sie auch selten auf der Straße und wenn, dann werden sie meist von einem Mann begleitet. Auch trifft man auf viele verschleierte Frauen. Vor allem unter der Regierung der Taliban wurde gefordert, dass Frauen in Zurückgezogenheit leben, das nennt man Parda.
Gebildete Frauen in Pakistan
Es gibt trotzdem einige Frauen in Pakistan, die zur Schule gehen und sehr gebildet sind. Diese haben dann auch die besten Chancen, unabhängig von ihrem Mann zu leben. Frauen können in Pakistan zum Beispiel als Ärztinnen oder Krankenschwestern arbeiten. Das ist sogar gewünscht, einfach weil eine Frau keinen männlichen Arzt aufsuchen darf.
Auch als Lehrerinnen können Frauen tätig sein. Es gibt natürlich auch Fabrikarbeiterinnen und Frauen auf den Feldern in der Landwirtschaft. Manchen Menschen in Pakistan wird langsam bewusst, dass sie Frauen Bildung ermöglichen müssen, um dieser Unterdrückung ein Ende zu bereiten und setzen sich dafür ein.
Nur mit Erlaubnis des Mannes
Entscheidend ist, dass die Familie der verheirateten Frau ihr für eine Arbeit die Erlaubnis erteilt. In Pakistan - und in vielen anderen Ländern - herrscht die Meinung vor, der Ehemann habe sich um das Auskommen der Familien zu kümmern.
Das klingt vielleicht befremdlich, aber es ist gar nicht so lange her, da durften in der Bundesrepublik Deutschland Frauen auch nur mit der Erlaubnis der Männer arbeiten. Bis zum Jahr 1974 gab es dieses Gesetz. Doch egal wo auf der Welt sollten Frauen entscheiden können, wo und wann sie arbeiten wollen. In Pakistan haben sie, da ja meist auch die Schulbildung fehlt, gar keine rechte Wahl.
Widerstand
Doch nicht alle Frauen fügen sich. Es gibt Frauen, die für Frauen ein anderes, ein selbstbestimmtes Leben einfordern. Die für ihre Töchter Bildung und einen Beruf wünschen. Auch die gibt es in Pakistan – auch wenn sie noch in der Minderheit sind. Eine solche Frau ist auch Malala Yousafzai, die sich für das Recht auf Bildung für Mädchen in Pakistan und überall auf der Welt einsetzt. Über sie kannst du hier mehr nachlesen.
Kampf für Recht auf Bildung
Es gibt durchaus auch Geschäftsfrauen und Politikerinnen in Pakistan. Wenn wir über Pakistan sprechen, müssen wir auch diese Seite des Landes sehen, das immerhin mit Benazir Bhutto eine Premierministerin hatte - und das in einem Land, in dem viele Mädchen und Frauen nicht schreiben und lesen können. Sie hat sich für die Rechte der Frauen und Mädchen in Pakistan eingesetzt und war die erste Regierungschefin eines muslimischen Staates.
Wenn es auch moderne, engagierte und gut bezahlte Frauen gibt, sind einflussreiche Frauen in Pakistan dennoch in der Minderheit und machen nur einen ganz kleinen Teil der Gesellschaft aus. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass ihr Anteil wächst und damit auch ihr Einfluss auf Änderungen in der Gesellschaft.