Russlands Flagge Russland

Das Zarenreich (1547-1918)

Aus dem Großfürstentum Moskau ging 1547 das russische Zarenreich hervor. Man nennt es auch Russisches Kaiserreich. Zar ist der höchste Herrschertitel und entspricht dem eines Kaisers.

Iwan IV. der Schreckliche, war Großfürst von Moskau und ließ sich zum Zaren krönen. Er setzte die Ausweitung des russischen Herrschaftsgebietes fort. Im Osten wurde Kasan erobert, was wiederum den Weg nach Sibirien freimachte. An der Wolga wurde Astrachan eingenommen, sodass Russland einen Zugang zum Kaspischen Meer erhielt. Mit dem Tod der Söhne Iwans des Schrecklichen erlosch die Rurikiden-Dynastie.

Mehrere Zaren folgten jeweils für kürzere Zeiträume. 1613 kam mit Michael I. erstmals ein Zar aus der Familie der Romanows an die Macht. Bis 1700 eroberte Russland Sibirien und dehnte sein Gebiet bis zum Pazifik aus. Nach und nach wurde Sibirien besiedelt. Mit Schweden begann ein Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum.

Peter der Große (1689-1725)

1689 kam Peter I., genannt der Große, auf den Zarenthron. Er öffnete das Land in Richtung Westen, modernisierte es und legte so den Grundstein zu Russlands Großmachtstellung im 18. Jahrhundert. Den Großen Nordischen Krieg gegen Schweden (1700-1721) entschied Russland für sich und übernahm nun die Vormacht an der Ostsee.

Peter verlegte außerdem die Hauptstadt von Moskau ins neu gegründete St. Petersburg und machte 1721 sein Reich zu einem Kaiserreich, das heißt, er nahm zu dem Titel des Zaren auch den des Kaisers an.

Nach Peters Tod 1725 sah Russland mehrere Herrscher auf dem Thron, die alle nur kurz regierten: Peters Frau Katharina I., Peters Enkel (Peter II.), Anna, Iwan VI. und Elisabeth, die Tochter Peters I.

Katharina die Große (Regierungszeit 1762-1796)

1762 folgte auf Peters Tochter Elisabeth zunächst ihr Neffe Peter III. auf den Zarenthron. Mit seiner Politik waren viele unzufrieden, denn er gab zum Beispiel Preußen alle zuvor eroberten Gebiete zurück. Nach einer Verschwörung gegen ihn wurde nun seine Frau Zarin von Russland: Katharina II., auch die Große genannt. Damit war sie übrigens die einzige weibliche Herrscherin, die jemals diesen Beinamen erhielt. Peter wurde wenige Tage darauf ermordet. Katharina regierte 34 Jahre lang, bis 1796. Unter ihrer Herrschaft wurden weitere Gebiete erobert.

Sibirien als Ort der Verbannung

Ab dem 18. Jahrhundert gehörte die Verbannung in ein Arbeitslager nach Sibirien zu den schwersten Strafen des Zarenreiches. Nach dem Ende der Strafzeit mussten die Verbannten in Sibirien bleiben. Sie trugen zur Besiedelung und damit letztendlich zur sogenannten Russifizierung dieser Region bei.

Die Zaren Paul I. (1796-1801), Alexander I. (1801-1825) und Nikolaus I. (1825-1855)

1796 wurde Katharinas Sohn Paul I. neuer Kaiser. Paul machte sich im eigenen Land beim Adel unbeliebt, weil er ihn mit Steuern belegen wollte. Das führte dazu, dass er von der Palastwache ermordet wurde.

Pauls Sohn Alexander I. regierte 25 Jahre lang. Russland beteiligte sich an den Koalitionskriegen gegen Napoleon, die Frankreich zunächst für sich entschied. Im Russlandfeldzug 1812 aber musste sich Napoleon geschlagen geben.

Auf dem europäischen Festland nahm Russland nun bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Vormachtstellung ein. Nach wie vor aber war Russland ein rückständiges Land. Alexanders Bruder Nikolaus I., der ihm auf den Thron folgte und bis 1855 regierte, änderte daran nichts. Er begann 1853 den Krimkrieg gegen das Osmanische Reich, in der Hoffnung seine Gebiete weiter auszudehnen.

Alexander II. (1855-1881)

Alexander II. musste sich im Krimkrieg schließlich geschlagen geben. Er führte die Niederlage auf die Rückständigkeit Russlands zurück und führte zahlreiche "Große Reformen" durch. Sein bedeutendstes Werk wurde die Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahre 1861. Doch er hatte viele Gegner, die ihn schließlich bei einem Attentat 1881 töteten.

Alexander III. (1881-1894)

Alexander III. (1845-1894) regierte von 1881 bis 1894. Er gründete die Geheimpolizei Ochrana, die politische Gegner ausfindig machte und in Arbeitslager in Sibirien sperrte. Die Angst vor einer Revolution war groß und Alexander reagierte darauf, indem er die alleinige Macht auf sich zog (autokratische Herrschaft). Er trieb die Zentralisierung der Verwaltung und die Russifizierung voran, das heißt er sorgte dafür, dass die russische Sprache und Kultur vor anderen Kulturen und Sprachen Vorrang hatte (das galt insbesondere in Polen und im Baltikum). Hatte sein Vater auf Modernisierung und Liberalisierung gesetzt, ging Alexander III. einen Schritt zurück. Gegen seine Politik flammte immer wieder der Widerstand im Land auf.

Nikolaus II. (1894-1917)

Nach wie vor war Russland ein rückständiges Land mit wenig Industrie. Es gab keine Verfassung und keine Volksvertretung. Minister waren nur dem Zaren verantwortlich. Nikolaus regierte wie sein Vater selbstherrlich. Notwendige Reformen fanden nicht statt. Die Spannungen im Land wurden immer größer.

1905 kam es zu Unruhen (Russische Revolution von 1905). Die Arbeiter begehrten gegen die schlechten Bedingungen und teuren Preise auf. Sie forderten eine Volksvertretung und das Wahlrecht. Soldaten hielten die Demonstranten auf und schossen in die Menschenmenge. Es gab einige hundert Todesopfer und Verletzte. Es kam zu Streiks und Meutereien. Arbeiter bildeten erstmals "Räte" (russisch: Sowjets), die ihre Interessen vertreten sollten. Am 30. Oktober 1905 gab der Zar nach und machte Zugeständnisse (Oktobermanifest).

Russland im Ersten Weltkrieg

Russland sah sich als Schutzmacht der slawischen Völker des Balkans, was zu Konflikten mit Österreich-Ungarn führte. Als Österreich-Ungarn Serbien nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers den Krieg erklärte, stellte sich Russland an Serbiens Seite - der Erste Weltkrieg begann.

Februarrevolution 1917

1917 kam es zu einer Revolution, die die Herrschaft der Zaren beendete. Die Lage der Bevölkerung war schlimm. Es gab immer mehr Großdemonstrationen und Streiks. Arbeiterräte (Sowjets) wurden in den Betrieben und Fabriken gewählt. Sie und die Duma (das russische Parlament) übernahmen die Macht. Schließlich dankte der Zar ab.
 

Provisorische Regierung (Februar bis Oktober 1917)

Eine vorübergehende (provisorische) Regierung wurde eingesetzt, wurde sich aber in vielen Dingen nicht einig. Die Mitglieder der neuen Regierung entstammten dem Großbürgertum, der einzige Sozialist in der Regierung war der Justizminister Alexander Kerenski.

Die Arbeiterräte wollten an dieser Regierung nicht mitwirken, hatten aber das Volk hinter sich. So kam es zu einer Doppelherrschaft von bürgerlicher Regierung und sozialistischen Räten. Die Menschewiken (gemäßigte Sozialisten, in der Minderheit) konnten sich nicht durchsetzen und so übernahmen schließlich im Oktober 1917 die Bolschewiken unter Führung von Lenin die Macht.

Oktoberrevolution 1917

Ruhig und reibungslos übernahmen die Bolschewiken in der Oktoberrevolution die Kontrolle. Russland war damit ein kommunistischer Staat. Im Frieden von Brest-Litowsk – geschlossen zwischen Russland und den Mittelmächten - gab Russland im März 1918 Polen und Litauen in die Unabhängigkeit ab.

Die gesamte Zarenfamilie wurde auf Befehl der Bolschewiken in der Nacht zum 17. Juli 1918 ermordet. Ein blutiger Bürgerkrieg tobte bis 1922. Die Gegner der Bolschewiken versuchten, die Macht zurückzuerobern. Doch die Bolschewiken waren am Ende siegreich, sie übten blutigen Terror aus.

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letzte Aktualisierung am 28.02.2024